Die rasant steigende Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft gefährdet in diesem Jahr voraussichtlich deutlich mehr als eine halbe Million Arbeitsplätze. Angesichts der zunehmenden Pleiten von Großunternehmen wie Arcandor hob Creditreform am Donnerstag die Jahresprognose an. Demnach werden 2009 schätzungsweise 540.000 Mitarbeiter von der Insolvenz ihres Arbeitgebers betroffen sein. Bislang war die Wirtschaftsauskunftei von 510.000 ausgegangen. Allein im ersten Halbjahr war mehr als eine Viertelmillion Beschäftigte von Insolvenzanträgen betroffen. Das sind über 50 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Eine Insolvenz bedeutet zwar nicht automatisch den Verlust des Arbeitsplatzes, erfahrungsgemäß fallen dabei aber auch Stellen weg.
Die Pleitewelle bringt nach Auswertung von Creditreform zunehmend große Arbeitgeber ins Wanken. "Große Firmeninsolvenzen gibt es in diesem Jahr wie in keinem anderen", sagte Vorstandsmitglied Helmut Rödl in Düsseldorf. Nach einer Hochrechnung des Neusser Informationsunternehmens mussten im ersten Halbjahr 2009 bundesweit 16.650 Firmen Insolvenz anmelden. Das sind gut 14 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Darunter sind bundesweit rund 100 Pleiten von Großunternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz. Das sind mehr als dreimal so viele wie in den ersten sechs Monaten 2008.
Unter den Wirtschaftszweigen wurde im ersten Halbjahr der höchste Pleitenanstieg in der klassischen Industrie verzeichnet mit einem Plus von fast einem Drittel auf 1550 Fälle. Insbesondere die exportorientierte Industrie spüre die Wirtschaftskrise.
Für das Gesamtjahr 2009 erwartet Creditreform unverändert bundesweit insgesamt 33.000 bis 35.000 Firmenpleiten. Das wären bis zu 18 Prozent mehr als 2008. Das ist aber noch deutlich entfernt vom bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2003 von knapp 40.000 Fällen.
Die Verbraucherinsolvenzen steigen ebenfalls. Nach der Hochrechnung der Wirtschaftsauskunftei gingen im ersten Halbjahr 50.350 Menschen zum Insolvenzgericht, um sich ihrer privaten Schulden zu entledigen. Das sind vier Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2008. Für das zweite Halbjahr 2009 wird mit einem größeren Anstieg gerechnet. Die Verbraucherinsolvenzen entwickeln sich erfahrungsgemäß parallel zu den Arbeitslosenzahlen