Was in Pflegeheimen und Werkstätten für Behinderte passiert, bleibt oft im Verborgenen. Viele der Bewohner können sich gegen Missstände nicht wehren. Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat laut RTL immer wieder Zuschriften bekommen, in denen die Zustände in Wohnheimen und Werkstätten angeprangert wurden. Das "Team Wallraff" entschied, sich selbst ein Bild zu machen. Seit Dezember 2015 hat sich Reporterin Caro Lobig in drei Einrichtungen undercover als Praktikantin eingeschleust - und teilweise gravierende Missstände aufgedeckt.
Ihre erste Station ist eine Behindertenwerkstatt in Leverkusen. Dort erlebt sie vom ersten Tag an den respektlosen Umgang des Personals mit einer körperlich und geistig behinderten Bewohnerin namens Lisa. Mit versteckter Kamera filmt Lobig, wie der Gruppenleiter Lisa ein vollgesabbertes Spucktuch um die Augen bindet, weil diese es sich nicht selbst um den Hals binden kann.
Auch an den folgenden Tagen wird die junge Bewohnerin drangsaliert: Ein Betreuer lässt Lisa über ein ausgestrecktes Bein stolpern und als Lisa ihnen zu aktiv ist, setzt sich eine kräftige Betreuerin mit ihrem ganzen Gewicht auf die zierliche Frau, um sie ruhig zu stellen. Das "Team Wallraff" informiert Lisas Vater über die Missstände. Doch ein Jahr später stellt eine andere Undercover-Reporterin fest, dass sich wenig verbessert hat. Der Träger der Einrichtung erklärt, er wolle das "grobe Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter" aufklären und entsprechende Maßnahmen einleiten.
Demütigungen und zweifelhafte Arbeitsaufträge
Auch in anderen Einrichtungen für Behinderte geht es offenbar ruppig zu. Bei einem zweiten Praktikum in einer Wohngruppe für Senioren mit Behinderung in Speyer erlebt Reporterin Lobig, wie Betreuer die Bewohner herumkommandieren und mit Stubenarrest oder Essensentzug abstrafen, wenn sie nicht spuren. Die Kriminalpolizei Ludwigshafen ermittelt wegen des Verdachts auf Misshandlung von Schutzbefohlenen.
Bei einem dritten Einsatz geht es für die Undercover-Reporterin in eine Werkstatt für Behinderte in Düren. Die Bundesagentur für Arbeit finanziert einen Teilbereich der Werkstatt, in dem Beschäftigte geschult und möglichst für den regulären Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollen. In der Praxis gibt es aber viel zu wenig Förderung und zu viel stupides Abarbeiten von Industrieaufträgen. Das stellt auch die Arbeitsagentur bei einer eigenen Prüfung fest und fordert deutliche Nachbesserungen.
