"Team Wallraff" Undercover bei Burger King – und es ist noch ekliger als beim letzten Mal

Undercover-Reporter Alex dokumentierte in einem Berliner Burger King verheerende hygienische Zustände.
Undercover-Reporter Alex dokumentierte in einem Berliner Burger King verheerende hygienische Zustände.
© RTL
Team Wallraff ist wieder undercover bei Burger King unterwegs. Hat sich seit den letzten Ekel-Enthüllungen etwas verbessert, so wie es der Konzern versprochen hat? Leider nein. Außerdem hat Burger King bei den Arbeitszeiten möglicherweise zehntausendfach das Recht verletzt.

Wie oft muss Günter Wallraff seine Leute eigentlich noch bei Burger King einschleusen, bis sich an den Zuständen etwas ändert? Erst im vergangenen Jahr hatten sich Undercover-Reporter von RTL von verschiedenen Filialen anheuern lassen und schlimme Zustände dokumentiert: Mäuse in der Küche, massive Hygienemängel, gesundheitsgefährdende Praktiken. Burger King schloss daraufhin die Skandal-Restaurants vorübergehend und gelobte wortreich Besserung. "King ist, wer an sich arbeitet", gab der Fastfood-Konzern als Parole aus. Doch wirklich geändert hat sich offenbar nichts, wie neue Recherchen von Team Wallraff zeigen.

Erneut haben Reporter mit versteckter Kamera ekelhafte Zustände in den Küchen gefilmt und mögliche Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz aufgedeckt. Im Fokus steht diesmal unter anderem ein Berliner Burger King des Franchisenehmers Schlossburger. Dort merkt der Undercover-Reporter schon an seinem ersten Probetag, dass Hygiene ein Fremdwort ist. Schon der Umkleidebereich der Mitarbeiter ist dreckig, die Ablage mit einer dicken Staubschicht bedeckt, der Boden voll undefinierbarer Flecken. Und in der Küche ist alles noch ekliger. 

Burger-King-Mitarbeiter "verlängern" abgelaufene Lebensmittel

Dort geht der Betrug mit abgelaufenen Lebensmitteln, den Team Wallraff bereits beim letzten Mal angeprangert hatte, einfach munter weiter. Systematisch werden frische Lebensmittel, deren Haltezeit abgelaufen ist, nicht wie vorgeschrieben entsorgt, sondern einfach mit einem neuen Haltezeiten-Etikett versehen. Champignons, die in 20 Minuten entsorgt werden müssten, bekommen ein neues Etikett, das die Haltbarkeit um vier Stunden "verlängert". Brötchen, die um 8 Uhr morgens abgelaufen sind, werden auch am Nachmittag noch weiter für Burger benutzt.

Manche frischen Lebensmittel werden einmal am Morgen für den ganzen Tag geschnitten und stehen dann bis zum Abend ungekühlt in der Küche herum. Laut dem verantwortlichen Franchisenehmer Schlossburger dürfte das eigentlich nicht passieren. Die Lebensmittel müssten bei Überschreiten der Haltezeit entsorgt werden, schreibt das Unternehmen RTL in einer Stellungahme. "Eine Umetikettierung, Umverpackung oder eine Haltezeitverlängerung verstößt ganz klar gegen die Standards und ist nicht tolerierbar."

Der Undercover-Reporte beobachtet außerdem, dass das Kühlhaus, in dem auch das Fleisch lagert, so lange offen steht, bis die Temperatur auf 11 Grad Celsius gestiegen ist. Vorgeschrieben sind minus 18 Grad. Die nächste Chance bietet sich Keimen und anderen Krankheitserregern in der Küche. Lauwarme Burger und Nuggets, die schon länger in der Verkaufsauslage gelegen haben, geben die Mitarbeiter wieder zurück, um sie erneut aufzuwärmen. Burger, die zu matschig aussehen, werden kurzerhand wieder auseinander gefriemelt und der alte Inhalt in ein neues Brötchen gepackt. 

Hände waschen? Fehlanzeige

Dass die Küchenkräfte durchgehend ohne Handschuhe arbeiten, macht die Sache auch nicht besser. Das ist zwar erlaubt, sollte aber mit gründlicher Hygiene einher gehen. Doch das zugestellte Waschbecken hinten in der Ecke nutzt abgesehen vom Reporter niemand. "Ich habe während meines Einsatzes nicht einmal gesehen, dass sich die Kollegen die Hände gewaschen haben", berichtet der.

Die handschuhlosen Kollegen packen teilweise abwechselnd Lebensmittel und Mülleimer an, fassen sich an die Nase und futtern mit den Fingern aus den Behältern der für die Kunden gedachten Speisen. Laut Schloss Burger "müssen die Hände mindestens einmal stündlich oder bei Bedarf öfter gewaschen und desinfiziert werden", doch daran hält sich hier offensichtlich niemand. Ein Kollege öffnet gar wiederholt die große Milchpackung mit dem Mund.

Vielleicht kennt auch nicht jeder hier die Hygiene-Regeln? Als der Undercover-Reporter seinen Arbeitsvertrag unterzeichnet, soll er zugleich auch weitere Dokumente unterschreiben, die besagen, dass er in Sachen Lebensmittelsicherheit und Brandschutz belehrt wurde. Passiert ist das aber nicht.

Und so geschieht auch mit den vegetarischen Produkten das, was schon bei der letzten Recherche aufgedeckt wurde. Vegetarische Patties geraten in den Brutzel-Behälter für die Fleischprodukte und saugen sich mit tierischem Sud voll. Im vergangenen Jahr war Burger King nach Bekanntwerden der Praxis für seine "plant based"-Produkte das sogenannte "V-Label" entzogen worden. 

Massenhaft Rechtsverstöße bei Arbeitszeiten?

Abgesehen von Hygienemängeln, die Wallraff-Reporter auch in zwei weiteren Filialen dokumentieren, deckt das Recherche-Team auch fragwürdige Praktiken im Umgang mit Personal auf. So beschäftigt ein Franchisenehmer aus Dachau junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Osteuropa und Nordafrika, die er selbst in ein Hotel in der Nähe einquartiert, um ihnen anschließend die Hotelkosten vom Lohn abzuziehen. Das Team Wallraff befürchtet, dass die ausländischen Arbeitskräfte so in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten, zumal einige aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse weder ihre Rechte noch die genauen Inhalte ihres Vertrags kennen dürften. Der Franchisenehmer erklärt RTL, dass er mit diversen Vermietern "Sonderkonditionen" ausgehandelt habe, um die Mitarbeiter bei der Suche nach einer Unterkunft zu unterstützen. Die fällige Miete werde mit dem Lohn verrechnet.

Möglicherweise hat Burger King sogar im großen Stil gegen das Arbeitsrecht verstoßen. Über einen Informanten erhält das Team Wallraff Einblick in das Personal-Planungssystem der Burger King Deutschland GmbH. Die Auswertung zeigt, dass es binnen sieben Monaten zu mehr als 70.000 Rechtsverletzungen gekommen sein könnte, darunter Verstößen gegen den Jugendschutz, beim Mindestlohn und bei Ruhezeiten. Sollten die Daten so stimmen, handle es sich um eine Straftat, für die die Geschäftsführung persönlich haftet, zitiert RTL den Rechtsanwalt Sven Jürgens.

Burger King Deutschland erklärte in einem Schreiben an RTL, die Vorwürfe ernst zu nehmen und von einem unabhängigen Unternehmen prüfen zu lassen. "Zum jetzigen Stand können wir jedoch die von Ihnen erhobenen Vorwürfe zu 'Rechtsverstößen' nicht nachvollziehen und weisen diese entschieden zurück." Das System dokumentiere zwar minutengenau die Arbeits- und Pausenzeiten der Mitarbeitenden. Rückschlüsse auf Rechtsverletzungen seien aus den Software-Angaben jedoch nicht möglich, da die Software lediglich die von den Mitarbeitenden gestempelte Zeit erfasse. Dabei könne es durchaus zu Fehlern kommen.  

"Team Wallraff - Jetzt erst recht! Undercover bei Burger King - Das fragwürdige System des Fastfood-Giganten"  wird am 29.6. um 20:15 auf RTL ausgestrahlt und ist als Stream bei RTL+ zu sehen

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