Die deutschen Verbraucherpreise sind im Juli erstmals seit mehr als 22 Jahren gefallen. Das Preisniveau lag um 0,6 Prozent niedriger als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch auf Basis von Daten aus sechs Ländern schätzte. Der Rückgang fiel doppelt so stark aus wie von Analysten vorhergesagt. Im Juni waren die Lebenshaltungskosten noch um 0,1 Prozent gestiegen. Die Teuerungsrate trägt damit zum ersten Mal seit März 1987 wieder ein negatives Vorzeichen.
"Damals wie heute liegt der Grund dafür in einem starken Rückgang der Preise für Heizöl und Kraftstoffe", hieß es. Heizöl kostete bis zu 46,3 Prozent, Benzin und Diesel um bis zu 20,7 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Grund ist der massive Verfall der Weltmarktpreise für Rohöl. Für ein Fass wurde vor einem Jahr der Rekordwert von knapp 150 Dollar verlangt. Derzeit sind es mit rund 66 Dollar weniger als die Hälfte, weil die Nachfrage wegen der weltweiten Rezession gesunken ist. Lebensmittel waren in den sechs Bundesländern um bis zu 3,3 Prozent günstiger zu haben.
Experten rechnen auch in den kommenden Monaten mit sinkenden Preisen. "Ab Herbst erwarten wir dann wieder moderate Steigerungen von weniger als einem Prozent", sagte Commerzbank-Experte Simon Junker. Eine Deflation - also ein längerer Preisrückgang auf breiter Front - sei nicht zu befürchten. "Nimmt man Energie und Lebensmittel heraus, steigen die Preise sogar merklich", sagte Junker.
Gemessen am Vormonat sanken die Preise um 0,1 Prozent. Details will das Statistische Bundesamt am 11. August nennen.