Hohe Verbraucherpreise Inflationsrate in Japan steigt auf höchsten Stand seit 1981

Viele Menschen gehen auf einer Einkaufsstraße in Japan entlang
In Japan sind die Verbraucherpreise stark angestiegen 
© Richard A. Brooks / AFP
In Japan ist die Inflationsrate mit 3,7 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1981. Erst am Dienstag hatte die japanische Zentralbank die Finanzmärkte mit einer Änderung der Zinspolitik überrascht. Wegen der aktuellen Daten könnte die Geldpolitik weiter gestrafft werden.

In Japan sind die Verbraucherpreise so stark gestiegen wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate für Konsumgüter ohne frische Lebensmittel habe im November im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent zugelegt, teilte die Regierung am Freitag in Tokio mit. Dies ist der stärkste Anstieg seit 1981. Inklusive der Preise für frische Lebensmittel habe die Inflationsrate bei 3,8 Prozent gelegen. Beide Werte lagen damit leicht über dem Anstieg im Oktober.

Mit 3,7 Prozent liegt die Entwicklung der Verbraucherpreise noch deutlich unter der anderer westlicher Staaten wie die USA, Großbritannien oder auch Deutschland. Zugleich ist die Inflationsrate aber auch deutlich höher als das von der Zentralbank ausgegebene Ziel von zwei Prozent. Japan leidet wie viele Staaten unter den wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, zu denen unter anderem gestiegene Energiepreise zählen.

Strategiewechsel bei japanischer Zentralbank

Die aktuellen Daten befeuern Spekulationen, dass die japanische Notenbank (BoJ) nach dem überraschenden Strategiewechsel in dieser Woche bald zu weiteren Maßnahmen greifen könnte. Die japanische Zentralbank hatte Dienstag die Finanzmärkte überrascht, indem sie eine Lockerung bei der Spanne für die langfristige Anleiherendite angekündigt hatte. Das wurde als erster Schritt hin zu einer Straffung der geldpolitischen Zügel gewertet.

Bis zum Dienstag hatte die japanische Notenbank stets betont, als einzige große Zentralbank der Welt ihre Strategie der extrem lockeren Geldpolitik und Stützung der heimischen Nachfrage beizubehalten. Die BoJ hielt zwar an ihrem Programm fest, die Kreditkosten auf einem Tiefststand zu halten. Sie beschloss jedoch, die Renditen zehnjähriger japanischer Staatsanleihen zwischen minus 0,5 Prozent und 0,5 Prozent zuzulassen. Das liegt über der aktuellen Spanne von minus 0,25 Prozent und 0,25 Prozent.

Japan kündigt Staatshaushalt in Rekordhöhe an

Gleichzeitig verabschiedete das Kabinett von Ministerpräsident Fumio Kishida am Freitag einen Staatshaushalt in Rekordhöhe von 114,4 Billionen Yen (815 Milliarden Euro) für das ab dem 1. April 2023 beginnende Fiskaljahr. Mehr als ein Drittel des Staatshaushalts für das kommende Jahr sind für Sozialausgaben vorgesehen. Hintergrund ist die rasante Alterung der Gesellschaft, die in Japan so schnell wie in keinem anderen Industrieland verläuft und die Gesundheitskosten nach oben treibt.

Auch die Militärausgaben sollen drastisch steigen, auf 6,8 Billionen Yen. Im laufenden Fiskaljahr beläuft sich der Wehretat, der bislang auf ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzt war, noch auf 5,4 Billionen Yen. Kishida hatte kürzlich eine Anhebung auf künftig zwei Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes angekündigt. Mit der massiven militärischen Aufrüstung reagiert Japan auf das Machtstreben Chinas und die Bedrohung durch Nordkorea. Rund 43 Billionen Yen will Japan über die nächsten fünf Jahre für seine Verteidigung ausgeben.

Umfragewerte von Ministerpräsident Kishida sinken

Trotz Rekordsteuereinnahmen muss die Regierung zur Finanzierung des Staatshaushaltes weitere Staatsanleihen ausgeben. Zur Finanzierung der miltärischen Aufrüstung plant Kishida jedoch keine Anleihen, sondern er will stattdessen die Steuern erhöhen. Dafür handelte er sich Kritik ein. Seine ohnehin schlechten Umfragewerte sanken weiter. Japan hat mit mehr als dem Doppelten seiner Wirtschaftskraft die höchste Staatsverschuldung unter führenden Wirtschaftsnationen.

DPA · AFP
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