Trotz Milliardengewinns Deutsche Bank enttäuscht Investoren

  • von Christine Mai
Der Milliarden-Überschuss der Deutschen Bank im zweiten Quartal reicht den Anlegern nicht. Sie sehen vor allem: Die Risikovorsorge versiebenfacht sich auf ebenfalls eine Milliarde Euro, einige Segmente schwächeln - und Bankchef Ackermann gibt eine sehr vorsichtige Prognose ab.

Dank eines starken Kapitalmarktgeschäfts hat die Deutsche Bank im zweiten Quartal einen Nettogewinn von 1,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Damit verdiente Deutschlands größte Bank rund zwei Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Erträge kletterten um fast 50 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalrendite lag allerdings nur bei 16 Prozent und damit deutlich niedriger als im ersten Vierteljahr, als sie das kontroverse Ziel von 25 Prozent wieder erreichte.

"Wir haben unsere Kosten gesenkt, die Risiken in unserer Bilanz verringert sowie unsere Kapital- und Liquiditätsposition gestärkt", sagte Bankchef Josef Ackermann. Für das zweite Halbjahr gab sich der Schweizer allerdings vorsichtig: "Der Ausblick für das verbleibende Jahr 2009 hängt stark davon ab, wie es mit der Entwicklung der globalen Wirtschaft weitergeht."

Das Institut beurteile vor allem die Entwickung auf den Arbeits- und Immobilienmärkten zurückhaltend. "Wir erwarten auch weiterhin Belastungen im Kreditumfeld", so Ackermann. Investoren reagierten verschnupft: Die Aktie der Bank war am Vormittag mit einem Minus von rund sechs Prozent Schlusslicht im Dax. In den vergangenen Wochen hatte das Papier allerdings auch um rund ein Viertel zugelegt.

Damit reiht sich die Deutsche Bank unter den Instituten ein, die von den verbesserten Bedingungen im Investmentbanking profitieren. Dennoch hinterließ die Krise deutliche Spuren: Die sogenannten stabilen Segmente - Vermögensverwaltung und Privatkundengeschäft - schnitten deutlich schwächer ab. Die Risikovorsorge schnellte auf eine Milliarde Euro in die Höhe und versiebenfachte sich damit fast.

Ähnlich wie die Konkurrenten fuhr auch die Deutsche Bank die Rückstellungen für Boni nach oben: Der Personalaufwand lag mit 3,1 Milliarden Euro 17 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Hier schlugen sich auch Abfindungen nieder, vor allem im Zusammenhang mit einem Stellenabbau im Privatkundengeschäft. Die Personalaufwandsquote, die den Anteil an der Gesamtleistung des Geldhauses ausdrückt, belief sich auf 40 Prozent. Zudem kalkuliert das Institut laut Finanzvorstand Stefan Krause derzeit mit einer Dividende von 50 Cent je Aktie. Damit würde die Ausschüttung das Niveau von 2008 erreichen, als allerdings ein Verlust im Gesamtjahr anfiel.

Hauptgewinntreiber war das Geschäft an den boomenden Anleihe- und Aktienmärkten. Das Investmentbanking erzielte insgesamt Erträge von 5,3 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern von 828 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte die Bank hier noch einen Fehlbetrag von 311 Millionen Euro eingefahren. Im Handel mit Anleihen, Zins- und Geldmarktprodukten steigerte das Institut die Erträge von 2 auf 2,6 Milliarden Euro. Das Aktienmarktgeschäft fielen mit 903 Millionen Euro die höchsten Erträge seit sechs Quartalen an.

Der Deutschen Bank kommt zugute, dass sie ihre eigenen Verbindlichkeiten kaum zum Marktwert bewertet - die hohen Verluste, die andere Institute dadurch erleiden, bleiben so bei dem deutschen Institut aus. Allerdings ist das Haus vom Anleihegeschäft enorm abhängig - was zum Problem werden dürfte, wenn sich der momentane Boom abschwächt. Analysten von Credit Suisse erwarten, dass dies im zweiten Halbjahr der Fall sein wird. "Mit dem großen Ausmaß an Emissionen im ersten Halbjahr werden viele Unternehmen ihre Programme zur Geldaufnahme abgeschlossen haben", schreiben sie in einer Notiz. Die Erträge der gesamten Branche würden hier im zweiten Halbjahr voraussichtlich enttäuschen.

FTD