Der Vorsitzende des Aufsichtsrats des Reisekonzerns TUI, Jürgen Krumnow, ist am Mittwoch zurückgetreten. Wie das Unternehmen in Hannover mitteilte, gab der 65-Jährige für diesen Schritt persönliche Gründen an. Der Rücktritt gilt mit sofortiger Wirkung. Aus dem Aufsichtsrat werde er Ende Dezember ausscheiden, hieß es.
Zu seinem Nachfolger bestimmte das Aufsichtsgremium Dietmar Kuhnt. Kuhnt ist laut Mitteilung seit November 1996 Mitglied des Aufsichtsrats der TUI AG. Der aus dem schlesischen Grünberg stammende Manager war vor fast genau fünf Jahren an die Spitze des Aufsichtsrates des weltgrößten Pauschalreise-Unternehmens gewählt worden.
Ihm stand in den vergangenen Jahren der streitbare TUI-Großaktionär John Fredriksen gegenüber. Der Norweger scheiterte zuletzt im Mai dieses Jahres in der Hauptversammlung mit seinem Antrag auf Abwahl des Aufsichtsratschefs. Er wollte selbst gemeinsam mit seinem Vertrauten Olav Troim in den Aufsichtsrat einziehen. Troim hatte die Unternehmensführung scharf kritisiert.
Er schätzte die wirtschaftliche Situation des TUI-Konzerns als bedrohlich ein. Krumnow, einst Finanz-Chef der Deutschen Bank, trat öffentlich bei den Debatten um die TUI kaum in Erscheinung. Auf die Angriffe gegen ihn reagierte er praktisch nicht. Kritiker warfen ihm vor, er habe TUI-Vorstandschef Michael Frenzel zu nahe gestanden und habe dessen Vorschläge nur abgenickt.
Der gelernte Bankkaufmann und promovierte Betriebswirt war 1970 in die Deutsche Bank eingetreten und von 1988 bis 1999 dort Mitglied des Vorstandes. TUI ächzte auch in diesem Jahr unter seiner verbliebenen Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd. Außerdem kämpft der Konzern mit einem wegen der Wirtschaftskrise schleppend verlaufenden Kerngeschäft.
Im zweiten Quartal musste TUI einen immensen Verlust verkraften. Der Umsatz fiel in den fortgeführten Geschäftsbereichen um 12 Prozent auf 4,18 Milliarden Euro. Unter dem Strich lag der Verlust des Unternehmens zwischen April und Ende Juni bei 524 Millionen Euro nach einem Minus von 127 Millionen Euro im zweiten Quartal des Vorjahres.
Im bis Ende 2009 laufenden Rumpfgeschäftsjahr rechnet TUI wegen des hohen Erlöses aus dem Verkauf von Hapag-Lloyd allerdings weiter mit einem positiven Ergebnis. Bis Ende Juni stand ein Überschuss von 82 Millionen Euro in den Büchern.