Der US-Internetkonzern Yahoo will sich offenbar lieber mit seinem Erzrivalen Google verbünden als sich in die Arme des Software-Giganten Microsoft zu begeben. Wie aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen durchsickerte, hat das Yahoo-Management seit Monaten ruhende Gespräche mit Google wieder aufgenommen, um das knapp 45 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot Microsofts abzuschmettern. Die Yahoo-Spitze halte die MS-Offerte trotz eines saftigen Aufschlags von mehr als 60 Prozent auf den Börsenkurs für zu wenig, hieß es von zwei Kennern. Mit 31 Dollar je Aktie sei die Nummer zwei im Internetgeschäft unterbewertet.
Daneben rief das Microsoft-Angebot wohl weitere Interessenten für Yahoo auf den Plan. Es gebe erste Kontakte mit Medien-, Technologie- und Telekommunikationsunternehmen sowie Finanzinvestoren, hieß es von einem Insider. Es sei aber nicht absehbar, ob jemand eine Gegenangebot vorbereite. Ohnehin gibt es nur wenige Konzerne auf der Welt, die Microsofts 45 Milliarden Dollar ohne weiteres überbieten könnten.
Unterdessen gibt sich Yahoo stoisch. "Wir wollen betonen, dass absolut keinerlei Entscheidungen getroffen wurden. Und anders als manche glauben machen wollen ist auch noch kein Integrationsprozess auf dem Weg", hieß es in einem Schreiben an die Mitarbeiter.
Bekommt Google den Segen der Kartellwächter?
An der Wall Street wird indes gemahnt, Google würde niemals eine kartellrechtliche Freigabe zum Einstieg bei seinem älteren, aber kleineren Konkurrenten bekommen. Zudem könnten Yahoos Bemühungen um einen "weißen Ritter" auch nur eine Strategie sein, um den Kaufpreis nach oben zu treiben. Das "Wall Street Journal" berichtete auf seiner Website, Google-Chef Eric Schmidt habe seinen Yahoo-Amtskollegen Jerry Wang angerufen und ihm jede erdenkliche Hilfe im Abwehrkampf gegen das von Bill Gates gegründete Unternehmen angeboten. Yahoo- und Google-Sprecher wollten sich zu den Angaben nicht äußern.
Im Netz, um dessen Vorherrschaft sie ringen, liefern sich die Rivalen Google und Microsoft einen offenen Schlagabtausch. Googles Chefjustiziar David Drummond warf dem Konzern aus dem US-Staat Washington in seinem Internettagebuch vor, mit der angepeilten Übernahme sein angebliches PC-Softwaremonopol ins Internet zu verlängern. Ein Zusammenschluss mit Yahoo würde jeden Wettbewerb im Internet zunichte machen. Drummond rief die Politik auf, einzugreifen und die Fusion zu torpedieren.
Jeder wirf dem Gegner Monopolstreben vor
Drummonds Gegenspieler bei Microsoft, Chefsyndikus Brad Smith, bezichtigte Google seinerseits des Monopolstrebens. Zusammen mit Yahoo würde erst eine ernstzunehmende Nummer zwei im Bereich Internetsuche und Online-Werbung entstehen. "Alternative Szenarien führen nur zu weniger Wettbewerb im Netz", erklärte Smith. Microsoft hatte unter Berufung auf Marktforscherdaten erklärt, Google kontrolliere drei Viertel des weltweiten Such-Umsatzes, während Microsoft und Yahoo zusammen auf 20 Prozent kämen.