Urspünglich hatte der deutsche Maschinen- und Lkw-Hersteller MAN hatte zuvor 9,6 Milliarden Euro für den schwedischen Konkurrenten Scania geboten; das Unternehmen hatte diese Offerte allerdings zurückgewiesen. Seit vergangener Woche ist VW größter MAN-Aktionär.
Insider gehen davon aus, dass Scania als letzte der drei Parteien die Bereitschaft zu Verhandlungen über eine Dreierallianz erkennen lassen wird. Ein solcher Zusammenschluss würde den größten Lkw-Hersteller Europas entstehen lassen. Dass MAN sein Übernahmeangebot zurückzieht, dürfte jedoch von vielen im Markt als Zeichen der Schwäche gedeutet werden.
Bei MAN fanden informelle Diskussionen im Aufsichtsrat statt. Der VW-Konzern, der bei Scania 34 Prozent der Stimmrechte und 15 Prozent an MAN hält, will am Montag offiziell über seine Absichten im Nutzfahrzeuggeschäft informieren. VW-Chef Bernd Pischetsrieder hatte zuvor schon angekündigt, VWs Lkw-Sparte in Brasilien in eine mögliche Dreierallianz integrieren zu wollen.
Pischetsrieder will Gespräche der drei Unternehmen über mögliche Formen der Zusammenarbeit erreichen. Aus seinem Umfeld hieß es, alle drei Konzerne stellten derzeit Synergieteams zusammen. Ziel sei, eine Lösung zu finden, die im Interesse aller drei Konzerne ist. Einflussreiche Mitglieder des VW-Aufsichtsrats unterstützen den Vorschlag, die Nutzfahrzeugsparten aller drei Konzerne in einem neuen Unternehmen zusammenzuführen - allen voran der größte VW-Aktionär Porsche. Eine extreme Version dieses Plans sehe die Zerschlagung von MAN vor, hieß es aus gut informierten Kreisen. VW würde dann Mehrheitsaktionär des neuen Unternehmens werden.
MAN dürfte diesen Vorschlag allerdings mit ziemlicher Sicherheit ablehnen. Die Arbeitnehmervertreter im Vorstand bezogen am Wochenende bereits gegen VW Stellung. Konzernbetriebsratschef Lothar Pohlmann warf VW vor, "wie eine Heuschrecke" vorzugehen, sollte der Konzern diesen Plan verfolgen. Bis zu 50.000 Arbeitsplätze könnten durch ein derartiges Vorhaben gefährdet sein, so Pohlmann. Das Nutzfahrzeuggeschäft macht nur 60 Prozent des Geschäfts von MAN aus. Daneben produziert der Münchner Konzern unter anderem auch Dieselmotoren und Turbinen.
Pischetsrieder selbst habe sich noch nicht entschieden, welche Konstellation er für eine Allianz der drei Konzerne am geeignetsten halte, hieß es. Ein reiner Nutzfahrzeugkonzern sei jedoch eine Möglichkeit, heißt es in der Führungsetage von Volkswagen.