Lkw und Busse Fahrzeughersteller MAN baut 2300 Stellen in Deutschland ab

Blick in die Produktionshalle im Werk des Lkw- und Busherstellers MAN in Nürnberg
Betroffen sind laut MAN vor allem der Hauptstandort München mit 1300 Jobs, Salzgitter mit 600 und Nürnberg (im Foto) mit 400 Stellen
© Daniel Karmann / DPA
Der Abbau von Arbeitsplätzen bei MAN soll über zehn Jahre und ohne Kündigungen erfolgen. Betroffen sind drei Standorte. Die IG Metall fürchtet Schlimmeres.

Der Lastwagen- und Bushersteller MAN will in Deutschland rund 2300 Stellen abbauen. Das soll über 10 Jahre hinweg und "absolut sozialverträglich" passieren, wie ein Sprecher sagte. Kündigungen sind nicht geplant. Betroffen sind laut MAN vor allem der Hauptstandort München mit 1300 Jobs, Salzgitter mit 600 und Nürnberg mit 400 Stellen. 

Die IG Metall Bayern geht allerdings von noch etwas höheren Zahlen aus. Sie rechnet langfristig mit dem Verlust von bis zu 2000 Arbeitsplätzen in München und 500 in Nürnberg. In Salzgitter decken sich die Zahlen etwa mit denen von MAN. Hintergrund ist, dass die Gewerkschaft einerseits bei ihren Zahlen nicht vom aktuellen Stand, sondern von den höheren Vereinbarungen im noch geltenden Zukunftstarifvertrag orientiert. Zudem fürchtet sie wegen der Verlagerung von Produktion nach Polen auch um Arbeitsplätze im Forschungs- und Entwicklungsbereich, die in den Mutterkonzern Traton ausgelagert sind. 

Die Verlagerungen nach Polen finden der IG Metall zufolge im Zusammenhang mit dem Aufbau einer neuen Produktion für Teile eines Baukastensystems im Traton-Konzern in Krakau statt. Diese sei "die zentrale Plattform" für den Konzern – mindestens für die mittleren und schweren LKW.

MAN passt sich an "schwächelnden Truck-Markt" an

MAN müsse sich dem "anhaltend schwächelnden Truck-Markt in Deutschland anpassen und seine Kostenposition weiter verbessern", begründet das Unternehmen den geplanten Abbau. Belastend seien hohe Strom- und Arbeitskosten und der steigende Druck der asiatischen Konkurrenz. Das schlage sich auch auf die Rendite nieder. "Wir gehen jetzt in eine Hochinvestitionsphase und müssen anhaltend Gewinne erwirtschaften, um unser Produktportfolio auszuweiten", sagte der Sprecher. Bei den Nutzfahrzeugherstellern in Europa fange die Transformation mit elektrischen Trucks gerade erst an.

Durch den Abbau fielen zudem weniger Stellen weg, als Mitarbeiter in Rente gingen, heißt es von MAN. Man werde also auch weiterhin Menschen einstellen und bleibe ein heimischer Nutzfahrzeughersteller, mit dann rund 13.000 Mitarbeitern, sagte ein Sprecher. "Alle unsere Produktionsstandorte in München, Nürnberg, Salzgitter und Wittlich sollen erhalten bleiben." Dort werde man über die nächsten fünf Jahre eine Milliarde Euro investieren. 

IG Metall sorgt sich um Standorte

IG Metall und Betriebsrat kritisieren die Pläne von MAN scharf. Diese gefährdeten "auf lange Sicht die Existenz des Münchner Stammwerks", sagt Sybille Wankel von der IG Metall. "Niemand verliert heute seinen Arbeitsplatz, aber perspektivisch bedeutet die Entscheidung, dass der MAN-Truck der Zukunft in Polen gebaut wird und nicht in München." Und wenn "künftig alle Teile für einen Lkw in Polen gefertigt und von dort nur für die Montage nach München transportiert werden, liegt auf der Hand, dass irgendwann auch die Montage in München zur Disposition steht."

Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Karina Schnur wirft MAN zudem mangelnde ernsthafte Verhandlungsbereitschaft über Alternativen vor. "Ich bin entsetzt über das Verhalten des Unternehmens. Das Management war zu keinem Zeitpunkt bereit, ernsthaft über Alternativen zu den Verlagerungsplänen zu diskutieren. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die sich hier in München für ihre MAN tagtäglich mit voller Kraft einsetzen."

morgenstern

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Gewerkschaft droht mit Eskalation

Der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott kündigte an, das MAN-Management zur Rede zu stellen. Er würde dem Vorstand dringend empfehlen, in Gespräche einzutreten. "Das hochzueskalieren hilft keinem – aber er muss wissen, dass wir es tun." Wie genau das aussehen würde, sagte Ott nicht, betonte aber: Als IG Metall habe man da "für jedes Problem das richtige Werkzeug. Welches wir dann einsetzen, hängt vom Gegenüber ab."

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