Hamburg - In diesem Jahr werden voraussichtlich wesentlich weniger Jugendliche eine Lehrstelle finden, als von Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) behauptet. Clement hatte zuletzt am vergangenen Samstag in Rostock erklärt, am Ende würden nur "zwischen 20 000 und 40 000 Lehrstellen fehlen". Nach Informationen des stern werden diese Zahlen jedoch selbst bei der Bundesanstalt für Arbeit nicht mehr ernst genommen. Laut stern geben die Experten der Nürnberger Behörde zu, dass in diesem Jahr etwa 40 Prozent der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, keine bekommen werden.
Nach stern-Recherchen gab es 2002 bundesweit rund 936 000 Lehrstellensuchende, eine Zahl, die sich aus Statistiken der Handwerkskammern, der Industrie- und Handelskammern sowie des Arbeitsamtes errechnen läßt. Davon haben nur 512 000 oder 55 Prozent eine richtige Lehrstelle bekommen. Weitere 60 000 erhielten eine staatlich finanzierte, außerbetriebliche Lehrstelle in einem Ausbildungszentrum. Die restlichen 39 Prozent (364 000 Jugendliche) verschwanden laut stern lediglich aus der Statistik, weil sie zum größten Teil in Warteschleifen geparkt wurden. Überwiegend wurden sie in berufsvorbereitende Lehrgänge oder "berufsbildende Schulen" gesteckt - laut stern "reines Zeittotschlagen bis zum nächsten Bewerbungstermin". In diesem Jahr wird die Bilanz noch schlechter ausfallen, da die Zahl der Lehrstellenbewerber ähnlich groß ist wie im vergangenen Jahr, den Arbeitsämtern bis Ende August aber knapp zehn Prozent weniger Lehrstellen gemeldet wurden. Volker Rebhan, Referatsleiter bei der Bundesanstalt für Arbeit, bestätigte dem stern: "Jahr für Jahr landen immer weniger Jugendliche in Ausbildung und immer mehr in Warteschleifen".