Defizit Schröder fordert mehr Lehrstellen

Derzeit fehlen in Deutschland rund 140.000 Ausbildungsplätze. Bundeskanzler Schröder fordert Unternehmen eindringlich auf, mehr Ausbildungsplätze schaffen.

Wegen des dramatischen Lehrstellenmangels hat Grünen-Fraktionschefin Krista Sager den Unternehmen die Einführung einer Ausbildungsabgabe angedroht. "Wenn man merkt, dass sich die Wirtschaft nicht rührt, dann sollte man auch die Folterinstrumente vorzeigen", sagte sie dem Bremer "Kurier am Sonntag". Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) forderte bei der Eröffnung der Hannover Messe Industrie am Sonntag die Unternehmen erneut eindringlich auf, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, und wies auf die geplante Ausbildungsplatz-Offensive hin. Derzeit fehlen rund 140.000 Lehrstellen.

"Rund 30 Prozent aller Betriebe bilden aus, viele davon über Bedarf. Aber 70 Prozent der Unternehmen tun es nicht. Damit sägen wir an dem Ast, auf dem wir und unsere Kinder sitzen", sagte der Bundeskanzler. Wer einen Ausbildungsplatz suche, müsse auch einen bekommen können. Schröder hatte bereits bei seiner Regierungserklärung am 14. März mit gesetzlichen Regelungen gedroht, falls die Wirtschaft nicht zu den getroffenen Vereinbarungen stehe.

Große Unternehmen entziehen sich billig ihren Pflichten

Sager sagte, gerade bei kleineren und mittleren Betrieben wachse das Verständnis für eine Ausbildungsabgabe. "Diese Betriebe machen die schmerzliche Erfahrung, dass sie ausbilden, die qualifizierten Mitarbeiter aber von den großen Unternehmen abgeworben werden, die nicht ausbilden", erklärte die Fraktionschefin. Das sei eine extreme Ungerechtigkeit. "Die großen Unternehmen entziehen sich billig ihren Pflichten. Das muss ein Ende haben", meinte Sager.

Auch BDI-Chef Michael Rogowski appellierte an die Firmen, Lehrstellen zu schaffen und auszubilden. "Ich finde es unsolidarisch, wenn Unternehmen, die sich eine Ausbildung leisten könnten, das nicht tun", sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Deutschen Industrie der "Süddeutschen Zeitung". Rogowski betonte jedoch: "Für viele sind die Ausbildungskosten zu hoch, insbesondere durch die Ausbildungsvergütungen. Hier sind die Gewerkschaften gefordert."

Ausbildungsplätze nehmen rapide ab

Schröder sagte laut dem vorab veröffentlichten Redemanuskript, die zuständigen Bundesministerien würden die Eckpunkte für die Ausbildungsplatz-Offensive in den kommenden Tagen vorstellen. Einzelheiten nannte er nicht. Alle öffentlichen Förderprogramme könnten aber betriebliche Ausbildung nicht ersetzen.

Laut Bundesanstalt für Arbeit hat sich die Zahl der bis Ende März gemeldeten Ausbildungsplätze im Vergleich zum Vorjahr um 58.500 verringert. Zu diesem Zeitpunkt standen 523.400 unvermittelten Bewerbern nur 393.100 freie Lehrstellen gegenüber.

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