Florian Schweiche ist eigentlich gelernter Möbeltischler. Doch statt mit Schraubstock, Säge und Leim arbeitet der 21-Jährige jetzt mit Jetons und Spielkarten und erscheint nicht im Blaumann, sondern im Livrée zur Arbeit. Florian Schweiche ist einer von fünf jungen Arbeitslosen, die in der Spielbank Hamburg das Handwerk von "Black Jack"-Croupiers gelernt haben und nun fest eingestellt werden. Der fünfwöchige Kurs ist ein Novum in Deutschland, denn Spielbanken wurden bislang nicht mit der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Verbindung gebracht.
17 Frauen und Männer haben an dem Lehrgang teilgenommen. Traumberuf war das Glücksspielgeschäft zunächst allerdings für keinen von ihnen; sie sind eher zufällig auf das Angebot der Spielbank gestoßen. Die ungewöhnlichen Arbeitszeiten - erst am Nachmittag anzufangen, dafür bis tief in die Nacht hinter dem Black-Jack-Tisch stehen - sind für die Jugendlichen aber kein Problem. "Früher bin ich um 5.00, 6.00 Uhr nach Hause gekommen, dann wurde es schon bald dunkel. Jetzt habe ich mehr Freizeit", erläutert Florian. Ein Argument für den Job ist die Bezahlung: Croupiers erhalten kein festes Gehalt, sondern werden aus dem "Tronc", dem von Spielgewinnen abgegebenen Trinkgeld, bezahlt. Die Spielbank garantiert nur eine Mindestsumme, die für den Anfang bei etwa 1.500 Euro im Monat liegt.
Klassische Männerdomäne
Von der Faszination der Atmosphäre lassen sich die angehenden Croupiers aber kaum etwas anmerken. An Monte Carlo mit den mondänen Casinos fühlen sie sich an ihrem neuen Arbeitsplatz nicht erinnert. "Glamour, Glanz, damit haben wir nichts zu tun. Das ist einfach ein Job", meint Florian. Claudine Ketelsen dagegen ist begeistert. "Mir macht das Spaß", strahlt sie. Die 22-Jährige ist ausgebildete Kosmetikerin und hatte bereits einige Monate in ihrem Beruf gearbeitet, bis sie im Januar 2003 arbeitslos wurde. Sie kann sich vorstellen, auch für längere Zeit an der Spielbank zu bleiben. Als Frau in einer klassischen Männerdomäne fühlt sie sich nicht diskriminiert.
Karten mischen und ziehen, Jetons aufreihen und verteilen, Spielstände in die Anzeigetafel eingeben - alles muss am Spieltisch sehr schnell gehen. Die Technik und die Spielregeln hatten die Teilnehmer des Lehrgangs schon in einigen Tagen gelernt. Die große Herausforderung aber kam nach drei Wochen beim ersten Kontakt mit Spielbank-Gästen - "Mann gegen Mann", wie es Ausbildungscroupier Reinhard Flügge (45) nennt. Gavrilo Bunic (22) gesteht, dass er in dieser Situation zunächst nervös war. "Wenn du da 4.000 Euro hingeschmissen bekommst, überlegst du, soll ich die jetzt nehmen?"
Das Arbeitsamt unterstützt das Angebot
Fünf von 17 Teilnehmern wurden mittlerweile in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen, wenn auch für ein Jahr befristet - solche Quoten sind bei herkömmlichen Umschulungen selten. Das Arbeitsamt ist auf das Angebot der Spielbank eingegangen, hat eine Informationsrunde veranstaltet und die Teilnehmer für den Lehrgang freigestellt. Für Knut Böhrnsen vom Hamburger Arbeitsamt ist der Kurs "sehr erfolgreich".