WACHSTUM VW in China: Weniger Staat, mehr privat

Nach dem Besuch von Staatspräsident Jiang Zemin vor zwei Wochen äußert sich VW-Vorstand Büchelhofer über die Erwartungen an den Wachstumsmarkt China.

Wachsende Zahl an Privatkunden

VW setzt am chinesischen Automarkt nach zunächst enttäuschten Erwartungen auf eine steigende Nachfrage von Privatkunden. »Wir haben wie alle anderen auch die Marktentwicklung in den vergangenen Jahren positiver eingeschätzt als sie dann tatsächlich war. Dabei hat sich vor allem der Anteil der Privatkunden langsamer entwickelt. Der wird aber von derzeit einem Drittel auf bald die Hälfte zulegen«, sagte der im VW-Konzern für den Vertrieb zuständige Vorstand Robert Büchelhofer der Deutschen Presse-Agentur.

Marktvolumen wird größer

Er rechnet damit, »dass der Markt in den kommenden fünf Jahren auf über eine Million Fahrzeuge wachsen wird«. »Wir werden alles tun, um unseren Marktanteil von rund 50 Prozent zu halten, aber es wird erheblich Druck vom Wettbewerb aufgebaut. Auf jeden Fall wird unser Absatzvolumen steigen. Für die Jahre nach 2006 sei eine Prognose «hoch spekulativ», da sich der chinesische Automobilmarkt weitgehend den Bewertungskriterien in anderen Ländern entziehe. «Denn sonst müsste in China ein Vielfaches an Fahrzeugen pro Jahr verkauft werden, als das tatsächliche Volumen von etwa 700 000.»

Planung auf 20 Jahre

China-Projektionen dürften aber ohnehin nicht auf einen Zeitrahmen von zwei oder drei Jahren verkürzt werden. Die strategische Ausrichtung von VW sei deshalb langfristig ausgelegt, worin der wesentliche Grund für den Erfolg in China liege. »Schließlich haben wir den ersten Kooperationsvertrag schon 1984 abgeschlossen, nun folgte ein neuer für weitere 20 Jahre. Das ist ein Vermögen und ein Vorsprung, über den sonst niemand verfügt und der auch nicht zu leicht aufzuholen ist. Wir haben bislang 3 Milliarden Euro in China investiert, in den nächsten fünf Jahren werden weitere 2,5 Milliarden Euro folgen. Und das wird alles aus dem eigenen Cash-Flow finanziert«, betonte Büchelhofer.

Starker Wettbewerb

Der VW-Manager geht davon aus, dass importierte Autos künftig 15 bis 20 Prozent des Marktvolumens ausmachen werden. »De facto wird aus dem Mix von chinesischer VW-Produktion und Import die gesamte Palette des Konzerns vertreten sein. Schwerpunkte werden aber Modelle von VW und Audi sein. Der Markt ist sehr wettbewerbsintensiv, das hat sich seit der Öffnung zu Jahresbeginn noch einmal deutlich verstärkt. Aber wir haben in China mit die modernsten Händlerbetriebe und Werkstätten im Konzern weltweit und sind sehr gut positioniert.«

VW Polo teurer als in Deutschland

»Eine wichtige Aufgabenstellung besteht darin, die Preise in China an das Weltmarktniveau anzupassen. Daran wird für Komponenten und Teile bereits intensiv gearbeitet, gerade auch in der Zulieferindustrie. Dies ist um so wichtiger, um später auch Exporte zu ermöglichen. Es ist durchaus vorstellbar, dass wir bei gegebener Wettbewerbsfähigkeit aus China exportieren werden. Möglichkeiten dazu suchen wir auch auf Wunsch unserer chinesischen Partne«», sagte Büchelhofer. Derzeit kostet zum Beispiel der neue Polo in China deutlich mehr als in Deutschland.