Einäschern statt Beerdigung Chinesen in Provinz protestieren gegen neue Bestattungsregeln

Eine chinesische Flagge: Proteste im ländlichen Raum haben in den vergangene Jahren zugenommen (Archivbild)
Eine chinesische Flagge: Proteste im ländlichen Raum haben in den vergangene Jahren zugenommen (Archivbild)
© Andy Wong / DPA
In China wollen die Behörden, dass sich die Menschen einäschern lassen statt beerdigen – aus Platzgründen. Dagegen wehren sich viele Chinesen, weil es gegen die Tradition ist.

In der chinesischen Provinz Guizhou ist es am vergangenen Wochenende zu Straßenprotesten gekommen. Auslöser für den Aufruhr war die Anordnung der Behörden, dass sich Verstorbene einäschern lassen sollen, statt sich beerdigen zu lassen.

Nicht verifizierte Videos von Menschenrechtsorganisationen zeigen Demonstranten, die in der Ortschaft Shidong ein Polizeiauto umstellen. In einem anderen Video sei zu hören, wie ein Mann ruft: "Wenn die Kommunisten die Gräber der Vorfahren ausheben, sollen sie mit dem Grab von Xi Jinpings Familie anfangen." Xi ist Staats- und Parteichef Chinas.

Friedhöfe in China haben massive Platzprobleme

Als die Proteste über das Wochenende hinaus anhielten, veröffentlichen die lokalen Behörden ein Statement. Darin beriefen sie sich auf ein Gesetz aus dem Jahr 2003, das vorsieht, Einäscherungen zu fördern statt der Beerdigung in einem Sarg. 

Der Grund war damals wie heute, dass die Friedhöfe in China überfüllt sind. Ziel des Gesetzes ist es, Landflächen zu schützen und eine "sparsame, neue Bestattungskultur auf dem Land" zu etablieren, schreibt der britische "Guardian". Das Problem betrifft das ganze Land. In den vergangenen Jahren wurden auch Seebestattungen empfohlen, um es in den Griff zu kriegen. 

Ein Bewohner der Stadt Xifeng, zu deren Einzugsgebiet Shidong gehört, zeigte sich in sozialen Medien solidarisch mit den Demonstranten und berichtete von seinem Fall. Sein Vater sei auf Druck der Behörden vor wenigen Monaten eingeäschert worden. Seine Familie sei gewarnt worden, dass sie mit Konsequenzen über drei Generationen rechnen müsse, wenn sie sich widersetze.

Volksgruppe der Miao bevorzugt Beerdigungen

Die Proteste in Guizhou hängen damit zusammen, dass dort viele Mitglieder der Miao leben, ein Sammelbegriff für mehrere Volksgruppen. Die Tradition der Miao sieht eine Beerdigung für die Toten vor. Der staatliche Zwang zur Einäscherung wird dort als besonders harter Eingriff in das Leben der Menschen empfunden. In den sozialen Medien zeigten sich laut "Guardian" viele User solidarisch: "Ja, steht alle auf und unterstützt die traditionellen Beerdigungspraktiken", kommentierte einer.

Die aktuellen Proteste in der armen Provinz Guizhou reihen sich ein in zahlreiche andere. Landesweit haben sie in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Anlässe sind meist wirtschaftliche Schwierigkeiten oder gesellschaftliche Missstände, mit denen zahlreiche Chinesen außerhalb der Metropolregionen wie Shanghai oder Shenzhen zu kämpfen haben.

tis

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