Der Essener RWE-Konzern will sich auf das Gas- und Energiegeschäft konzentrieren und verkauft deshalb seine britische Wassertochter Thames Water. Der Verkaufspreis liegt bei 4,8 Milliarden Pfund (7,2 Milliarden Euro), wie der Versorger in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Neue Großakquisitionen schloss RWE vorerst aus. Der Aktienkurs des Unternehmens legte zu Handelsbeginn deutlich zu, fiel dann aber zurück und pendelte sich schließlich leicht oberhalb des Schlusskurses vom Vortag ein.
Vorerst keine Großakquisitionen geplant
Käufer ist das Konsortium Kemble Water um die australische Bank Macquarie. Inklusive Schulden hat die Transaktion den Angaben zufolge einen Wert von 8,0 Milliarden Pfund. Der RWE-Aufsichtsrat, der am kommenden Wochenende tagt, und die zuständigen Kartellbehörden müssen dem Verkauf noch zustimmen.
Die Transaktion umfasst den Angaben zufolge die Aktivitäten von Thames Water in Großbritannien sowie den wesentlichen Teil des internationalen Geschäfts des Unternehmens. Thames Water versorge 8 Millionen Menschen mit Trinkwasser und reinige das Abwasser für 13 Millionen Menschen. Der Umsatz habe in Großbritannien im Geschäftsjahr 2005 bei 1,9 Milliarden Euro gelegen, das Betriebsergebnis bei 687 Millionen Euro. Die kontinentaleuropäischen Aktivitäten von Thames Water seien in RWE Energy integriert worden.
Auch die US-Tochter soll versilbert werden
Wegen der Konzentration auf das Gas- und Energiegeschäft will RWE auch weitere Wasseraktivitäten wie die US-Tochter American Water entweder an Privatinvestoren oder über einen Börsengang veräußern. Bei American Water befindet sich RWE derzeit in den Vorbereitungen für einen Börsengang. Der Verkauf von Thames Water sei ein entscheidender Schritt bei der Umsetzung dieser Strategie, sagte der Vorstandsvorsitzende des Versorgers, Harry Roels. RWE rechnet durch den Thames-Water-Verkauf mit einem Buchgewinn von einem "mindestens mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag".
Die Einnahmen aus dem Verkauf von Thames Water und dem anstehenden Börsengang von American Water sollen laut RWE die finanzielle Flexibilität des Konzern erhöhen. Zudem sollten die Ausschüttungsquote in den kommenden zwei Jahren erhöht und die Schuldenobergrenze dauerhaft gesenkt werden. Trotz der anstehenden Einnahmen aus dem Thames-Water-Verkauf seien Großeinkäufe nicht geplant, bekräftigte eine Sprecherin des Konzerns. Lediglich kleinere oder mittelgroße Übernahmen zur Abrundung des Portfolios seien denkbar, betonte sie.