Wichtigste Klimaklage Ein Bauer aus Peru zieht RWE vor Gericht – und könnte die Welt verändern

Saúl Lliuya verklagte RWE wegen der Folgen des Klimawandels. Der Rechtsstreit wurde in Westfalen und in den Anden ausgetragen – am Mittwoch fällt das weltweit wegweisende Urteil.
Saúl Lliuya vor dem Palcacocha-See
Saúl Lliuya vor dem Palcacocha-See in den peruanischen Anden. Gletscherabbrüche, befürchtet er, könnten Flutwellen auslösen, die auch sein Haus zerstören
© Alessandro Cinque

Bereits 2022 begleitete der stern den Bergbauern Saúl Lliuya in Peru bei seinem Kampf gegen den deutsche Energiekonzern RWE. Es geht um die Frage: Wer ist für die Folgen des Klimawandels verantwortlich? Kann ein Unternehmen in Deutschland dafür zur Rechenschaft gezogen werden, wenn Menschen auf der anderen Seite der Welt ihre Lebensgrundlagen, ihr Zuhause, verlieren? Am Mittwoch fällt das Oberlandesgericht Hamm das Urteil – lesen Sie hier die Geschichte dahinter.

Der Bergbauer Saúl Lliuya aus der Kleinstadt Huaraz hat nicht gerade damit gerechnet, dass er eines Tages weltbekannt werden würde, die Hauptfigur in einem Musterprozess, der "Local Hero" im Klimakampf – wie viele ihn nennen.

Er hat genauso wenig damit gerechnet, dass dieser Gerichtsprozess mehr als sieben Jahre dauern würde, zwei Meerschweinchenleben lang, wie er das berechnet – oder das Schmelzen eines kleinen Andengletschers.

Und schon gar nicht hat er damit gerechnet, dass eines Tages deutsche Richter sein bescheidenes Haus im Hochgebirge von Peru inspizieren würden, Anwälte, Dokumentarfilmer, Reporterinnen vom "Guardian", dem "Economist", gar dem chinesischen Staatsfernsehen CCTV.

"Sehr viel los gerade", sagt Lliuya, und es ist nicht herauszuhören, ob ihm der Trubel gefällt.

Ein Kampf wie David gegen Goliath

Vor allem hat Saúl Luciano Lliuya, Jahrgang 1980, zwei Kinder, eines nicht geahnt: dass er, Ureinwohner vom Volk der Quechua, Monatseinkommen 250 Euro, der kleine David sein würde im Kampf gegen den größtmöglichen Goliath, den deutschen Energiekonzern RWE, Jahrgang 1898, Jahresumsatz 24,5 Milliarden Euro.

Saúl versus RWE, das klingt nach einem sagenhaften Heldenepos, einer konstruierten Geschichte – wie gemacht für die große Leinwand.

"Es klingt etwas zu gewaltig", findet Lliuya.