Studie zu Folgen des Klimawandels Haftung für Hitzewellen könnte Energie-Firmen ins Schwitzen bringen

Die 14 größten Emittenten haben rund 30 Prozent zur durch Klimawandel bedingten Ursache von Hitzewellen beigetragen
Ein Verkäufer verkauft Wasser während einer Hitzewelle. Die 14 größten Treibhausgas-Emittenten haben laut einer Studie rund 30 Prozent zur durch Klimawandel bedingten Ursache von Hitzewellen beigetragen (Archivbild)
© Manu Fernandez / AP / DPA
Der Klimawandel hat die Intensität von Hitzewellen erhöht. Nun tut sich was bei der Frage, wer eigentlich dafür verantwortlich ist. Auslöser ist eine Studie aus der Schweiz.

Der menschengemachte Klimawandel hat die Hitzewellen der Jahre 2000 bis 2023 nach Forscherangaben erheblich wahrscheinlicher und intensiver gemacht. Das Team präzisiert dies im Fachjournal "Nature": Von allen untersuchten Hitzewellen haben die menschengemachten Treibhausgase circa ein Viertel befeuert. Wie stark? Um den Faktor 10.000, sagen die Forscher.

Doch wer trägt dafür die Verantwortung? Allein die 14 größten Emittenten haben rund ein Drittel zur klimawandelbedingten Ursache von Hitzewellen beigetragen. Nach dem Verursacherprinzip könnten diese nun auch dafür geradestehen müssen. Diese Ergebnisse legt die Studie einer Gruppe um Yann Quilcaille von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich nahe. "Unsere Analyse zeigt, dass der menschengemachte Klimawandel bei allen 213 hier analysierten Hitzewellen zu einer Zunahme der Intensität beigetragen hat", schreibt das Team. 

Eine Katastrophendatenbank führt Hitzewellen auf

Die Forscher nutzten die internationale Katastrophendatenbank EM-DAT, um Daten zu 213 Hitzewellen von 2000 bis 2023 in allen Teilen der Welt zu erhalten. "Wir berechnen für jede Hitzewelle, wie sich der Klimawandel auf ihre Intensität und Wahrscheinlichkeit ausgewirkt hat", wird Quilcaille in einer Mitteilung der ETH zitiert. Dazu verwendeten sie Methoden der Initiative World Weather Attribution (WWA). Sie leiteten dabei einen statistischen Zusammenhang ab, der die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses mit der Veränderung der globalen mittleren Oberflächentemperatur verknüpft.

Das Forschungsteam berechnete auch, welchen Anteil einzelne Treibhausgas-Verursacher an den Hitzewellen haben. "Frühere Studien untersuchten hauptsächlich die Emissionen von Menschen und Ländern. Dieses Mal konzentrieren wir uns auf die großen Kohlenstoff-Emittenten", erklärt Quilcaille. Dabei handelt es sich um 180 private und staatliche Unternehmen, hauptsächlich Produzenten von Erdöl, Kohle und Zement.

Die Berechnungen ergaben, dass diese Verursacher für mehr als die Hälfte des menschengemachten Treibhausgasausstoßes verantwortlich sind. Dazu zählt das Team unter anderem die frühere Sowjetunion, China jeweils einzeln für Kohle und für Zement, die Ölkonzerne Saudi Aramco, Gazprom, ExxonMobil, die National Iranian Oil Company, BP, Shell sowie Indien (nur für Kohle).

Klimawandel-Studie könnte für Rechtsstreit genutzt werden

"Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir die schwerwiegenden Folgen extremer Wetterereignisse für die Wirtschaft und Gesellschaft der Welt erkennen – hitzebedingte Todesfälle, Ernteausfälle und vieles mehr", sagte Quilcaille. Die Menschen machten sich Gedanken darüber, wer in welcher Weise zu den Katastrophen beigetragen habe.

In einem Kommentar, ebenfalls in "Nature", schreiben Michael Gerrard und Jessica Wentz von der Columbia University in New York: "Der Artikel von Quilcaille und Kollegen argumentiert überzeugend, dass Hitzewellen weltweit durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die hauptsächlich von einer begrenzten Anzahl von Unternehmen produziert werden, verschlimmert wurden." 

In einem weiteren "Nature"-Kommentar geht Karsten Haustein von der Universität Leipzig dann konkreter auf mögliche rechtliche Folgen ein: "Die Ergebnisse von Quilcaille und seinen Kollegen sowie der von ihnen entwickelte Zuordnungsrahmen bieten ein Instrument, um den Rechtsstreit gegen einzelne Unternehmen und Länder fortzusetzen."

Welche Firmen genau sich nun juristisch verantworten werden müssen, steht bislang nicht fest. Die Ergebnisse der Studie stellen aber erstmals einen Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung her, der es einigen der Unternehmen schwer machen dürfte, ihre Verantwortung zu ignorieren.

km mit Nachrichtenagentur DPA

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