Eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie sieht die Pharma-Landschaft ganz anders aus als davor: Im Rennen um einen Impfstoff konnten kleine Player wie Biontech sich behaupten – während große Pharmariesen manchmal auf das falsche Pferd setzten. Novartis, 2020 das drittgrößte Pharmaunternehmen der Welt, hatte sich mit dem Tübinger Biotechunternehmen Curevac zusammengetan und sollte den Impfstoff produzieren. Dieser wurde aber inzwischen aufgrund einer zu schlechten Wirksamkeit aufgegeben.
Dennoch bewertet Novartis' Pharma-Deutschlandchef Thomas Lang die Veränderungen in der Pharmaindustrie positiv. "Durch die gegenwärtige Situation haben sich eine ganze Reihe von neuen Möglichkeiten und auch Partnerschaften ergeben", sagt er im Podcast "Die Stunde Null". Ein Beispiel dafür: Die ersten Prognosen sagten vorher, dass der erste Covid-Impfstoff im Sommer 2021 zur Verfügung stehen würde. "Wir alle haben gesehen, dass das Ganze dann durch eine historische Kraftanstrengung und die Zusammenarbeit von vielen Partnern im Gesundheitssystem sehr viel schneller vonstatten gegangen ist", so Lang.
"Starke Allianzen" gefragt
Der Kampf der Pharmaindustrie gegen Covid-19 beschränkt sich nicht nur auf die Impfung: Es sind auch "direkt antivirale Substanzen, und Substanzen gegen die sogenannte akute Phase der Erkrankung, wo es darum geht, die überschießende Entzündung, Reaktionen und Immunreaktion in den Griff zu bekommen", erklärt Lang. Auf diesem Feld gäbe es ebenfalls eine intensive Zusammenarbeit: "Weltweit gibt es 260 Impfprogramme und über 500 Projekte für Therapeutika", sagt der Leiter von Novartis Deutschland.
Diese Kooperationen und Anstrengungen könnten auch zukünftig gegen andere Krankheiten genutzt werden, etwa Krebs. Und neben der "historischen Aufgabe" der Corona-Pandemie gebe es noch "versteckte Pandemien", etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sagt Lang. "Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen in Europa die häufigste Todesursache dar, noch vor Krebserkrankungen." In Deutschland sei sogar fast jeder dritte Todesfall darauf zurückzuführen. Und da Covid-19 sich auch auf das Herz-Kreislauf-System auswirke, würden diese Erkrankungen in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen. Auch dagegen werden die Pharmaunternehmen "starke Allianzen bilden" müssen, sagt Lang.
Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null":
- Was die nächsten großen Ausbrüche sein könnten
- Wie die Arbeitsweise der Novartis-Mitarbeiter sich in der Pandemie verändert hat
- Ob Lang von Mallorca aus arbeiten darf
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