Post innovativ Packpapier ist geduldig

Mit dem E-Commerce steigt das Paketaufkommen. Doch die Einkäufer sind häufig Singles, die ihren Postboten nie zu Gesicht bekommen. Die Lösung: Packstationen, an denen das Paket Tag und Nacht auf Abholung wartet.

Bücher, Schulaufsätze, ausgelatschte Turnschuhe - in den Weiten des Internets gibt es fast nichts, was es nicht zu kaufen gäbe. In -zig Tausenden von Päckchen und Paketen treten die ersteigerten oder bestellten Produkte dann den Weg zu ihren künftigen Besitzern an. Die Post sah Handlungsbedarf, um dem größeren Paketaufkommen in Zeiten des E-Commerce gerecht zu werden. Von Mitte September an sollen in München und Augsburg rund 100 so genannte "Packstationen" in Betrieb genommen werden, an denen die Kunden rund um die Uhr ihre Pakete in Empfang nehmen können.

"Das versteh' ich nicht", murmelt eine ältere Frau und streicht mit ihren Fingern über die gelbe Schließfachwand am Färbergraben in München. Als über 40-Jährige zählt sie jedoch auch nicht zur Zielgruppe, die die Post mit ihrem neuen Angebot erreichen möchte. "München hat knapp 60 Prozent Single-Haushalte", erklärt Gülderen Tuna von der Marketingleitung der "Packstationen". Vor allem junge Leute, die tagsüber selten zu Hause sind, zählen zu den Adressaten des Großprojektes.

Schluss mit der Hürde Öffnungszeit

Etwa 4000 Pakete werden täglich in München zugestellt, rund 500 davon können nicht ausgeliefert werden. Wenn der Postbote vergeblich klingelte, hinterließ er bislang eine orangefarbene Benachrichtigung im Briefkasten. Zu vorgeschriebenen Öffnungszeiten galt es dann, in einer Paketstelle Zettel gegen Päckchen zu tauschen. Die damit häufig verbundene Odyssee quer durch die Stadt soll nun ein Ende haben. Schon 90.000 Menschen in Deutschland nutzen die "Packstationen", die vor drei Jahren in einem Pilotprojekt in Mainz, Dortmund und Frankfurt ausgetestet wurden.

Identifizierung per Karte und Geheimzahl

Seither versuchte die Post, die Anlagen noch zu verbessern und nahm beispielsweise Änderungen bei der Menüführung auf einem berührungsempfindlichen Bildschirm an jeder Station vor. "Wenn das nicht idiotensicher wäre, hätten wir jetzt ein Problem", zeigte sich Tuna sicher im Bezug auf die Bedienungsfreundlichkeit. Das Verfahren klingt in der Tat einfach. Übers Internet oder in einer Postfiliale kann sich jeder als "Packstation"-Kunde anmelden. Er erhält eine "Gold-Card" und eine vierstellige Geheimzahl, mit der er sich am Automaten identifizieren kann. Liegt ein Päckchen bereit, wird der Adressat vom Automaten selbst via E-Mail oder SMS informiert.

Neun Tage schlummert die Sendung dann am Wunschstandort des Kunden, bevor sie zurück an den Absender geschickt wird. Dasselbe funktioniert auch in umgekehrter Richtung: Kein Schlangestehen mehr, wenn unpassende Kleidungsstücke zurückgesandt werden sollen oder die Eltern ein Weihnachtspräsent erwarten. Stattdessen scannt der laut Post-Profil "flexible und zeitlich unabhängige" Kunde an der Station einen vorgefertigten Retour-Zettel oder eine spezielle Marke ein und schickt sein Paket auf den Weg.

Neben Service geht es auch um Prestige und Gewinne

Rund 2500 Interessenten haben sich in München bereits für die kostenlose Nutzung der Paket-Schließfächer angemeldet, weitere 500 warten in Augsburg auf die Inbetriebnahme der Stationen. Bis zum Ende des Jahres rechnet die Post in beiden Städten gemeinsam mit bis zu 25.000 Kundenanmeldungen.

Doch hat die Post das Großprojekt natürlich nicht nur aus Gründen der Kundenpflege initiiert. Das Unternehmen erwartet durch die "Verdichtung der Arbeitsabläufe" einen Gewinn, dessen Höhe nicht zu erfahren war. Zudem trugen die "Packstationen" der Post große Anerkennung ein. Als "weltweit innovativstes Postprodukt" wurden die Anlagen bei der Vergabe der World Mail Awards mit dem "Branchen- Oskar" ausgezeichnet.

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Julia Lenders/DPA

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