München Schule verbietet Zahnstocher – wegen eines Tiktok-Trends

Zahnstocher
Zahnstocher mit Nikotin sehen harmlos aus, können aber süchtig machen
© Wang Yukun / Getty Images
Zahnstocher mit Geschmack liegen auf Tiktok voll im Trend – darunter auch nikotinhaltige Produkte. Eine Realschule in München sieht darin eine ernsthafte Gefahr.

Unter Jugendlichen sind Nikotinzahnstocher das neueste Trend-Produkt – zumindest an einer Realschule in München. Dort sieht sich die Schulleitung dazu genötigt, Zahnstocher aus den Klassenzimmern und vom Pausenhof zu verbannen.

"Schüler, die wie kleine Cowboys auf Zahnstochern kauend im Klassenzimmer sitzen, stören den Unterricht", schildert Harald Kraus, kommissarischer Schulleiter der Carl-von-Linde-Realschule im Westend, dem Radiosender Bayern 3 das Problem. Kraus sieht außerdem ein Sicherheitsrisiko: "Wenn Kinder auf dem Pausenhof mit den Stäbchen im Mund herumtoben, besteht Verletzungsgefahr." Schon unter Siebt- und Achtklässlern sei der Trend verbreitet.

Eigentlich sollen die Zahnstocher Erwachsenen dabei helfen, vom Rauchen loszukommen. Dabei funktionieren sie ähnlich wie Nikotinkaugummis oder -pflaster. Bei den Schülern könnten sie aber die genau umgekehrte Wirkung haben: Das Kauen auf den Zahnstochern könnte zu einer schleichenden Nikotinabhängigkeit führen. 

Auch Hollywood-Stars greifen zu den Zahnstochern

Der Trend kommt aus den USA, vor allem auf Tiktok wird massiv für die Produkte geworben. Und es gibt prominente Vorbilder: Stars wie Schauspieler Shawn Mendes oder der Sänger Usher zeigten sich damit in der Öffentlichkeit. In Deutschland sind die Nikotinzahnstocher offiziell nicht erhältlich, hier werden lediglich Produkte "mit Geschmack" verkauft. Allerdings gibt es die nikotinhaltigen Varianten online aus dem Ausland zu kaufen. 

Optisch ist kein Unterschied auszumachen, betont Harald Kraus: "Die Kinder lutschen daran herum und wir Lehrkräfte können die Zahnstocher nicht unterscheiden. Sollen die Lehrkräfte den Kindern die Zahnstocher dann aus dem Mund ziehen und schauen, ob das Himbeere oder Nikotin ist? Deshalb mussten wir die Reißleine ziehen."

Schulen haben regelmäßig mit problematischen Tiktok-Trends zu kämpfen. So führte die Polizei mehrere Amokdrohungen an Schulen in Deutschland und der Schweiz auf Tiktok-Challenges zurück. Auch Vandalismus auf Toiletten liegt auf der Video-App im Trend: Schüler verstopfen die Klos mit Toilettenpapier und stellen Videos davon ins Internet. 

Noch drastischere Folgen haben Fälle, in denen Jugendliche Schultoiletten anzündeten – offenbar auch ausgelöst durch eine Tiktok-Challenge. Dabei entstanden Schäden im fünfstelligen Bereich.

Quellen: "Merkur", Bayern 3, SWR

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