Es ist ein neuer Höchststand: 1016,5 Milliarden Euro wird der Staat 2026 an Steuern einnehmen. Zum ersten Mal mehr als eine Billion Euro! So das Ergebnis der offiziellen Steuerschätzung aus der vergangenen Woche. Das ist Geld genug, sollte man denken. Zusätzlich will allein der Bund im kommenden Jahr 174 Milliarden Euro neue Schulden machen.
Rekordsteuereinnahme allein ist nicht aussagekräftig
Auch wenn die absoluten Zahlen beeindruckend sind, schauen Ökonomen mehr auf die relativen Werte, besonders die Steuerquote. Dafür wird die Summe der Steuereinnahmen durch die gesamte Wirtschaftsleistung geteilt. Dieser Wert liegt aktuell nicht auf Rekordniveau und ist erstaunlich stabil. Die Zahl schwankt in Deutschland seit Jahrzehnten um 23 Prozent. Dort lag die Steuerquote auch schon 1960 und 1970. Der höchste Wert der vergangenen Jahre wurde 2021 mit 24,4 Prozent erreicht.
Der Staat ist ein typischer Inflationsgewinner. Er profitiert besonders, wenn die Preise steigen. Dann erhöhen sich die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer. Der Fiskus kassiert auch bei Lohnerhöhungen immer mit: Durch den progressiven Tarif steigen die Einnahmen aus der Lohn- und Einkommensteuer sogar überproportional. Experten nennen dieses Phänomen kalte Progression. Die Inflationsgewinne geben die Finanzminister zumindest zum Teil an die Bürger zurück, wenn sie etwa den steuerfreien Grundfreibetrag erhöhen. Im Jahr 2025 wird die Steuerquote voraussichtlich 23,3 Prozent betragen. Im nächsten Jahr dürfte sie Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute zufolge sogar leicht sinken, falls die Mehrwertsteuer für die Gastronomie tatsächlich gesenkt und die Pendlerpauschale erhöht wird.
Das Gefühl zunehmender Belastung ist trotzdem richtig: Kräftig klettern seit Jahren die Beitragseinnahmen zur Sozialversicherung, aktuell etwa besonders für die Krankenkassen. Die entsprechende Quote hat sich seit 1960 fast verdoppelt und steigt im nächsten Jahr mit 18,4 Prozent auf den höchsten Wert seit über 25 Jahren. Während also der Steuerstaat bescheidener ist, als die absoluten Zahlen vermuten lassen, kommt uns der Sozialstaat tatsächlich immer teurer.