Nach Benko-Pleite Signa-Tochter SportScheck stellt Insolvenzantrag

Die SportScheck-Filiale in München (Archivbild): Alle Filialen arbeiten vorerst ganz normal weiter
Die SportScheck-Filiale in München (Archivbild): Alle Geschäfte arbeiten vorerst ganz normal weiter
© Lino Mirgeler / DPA
Die Insolvenz der Signa-Holding hat erste Konsequenzen. Das Tochter-Unternehmen SportScheck hat nun ebenfalls einen Insolvenzantrag gestellt. Vorerst arbeiten die Filialen ganz normal weiter.

Der zur Signa-Holding gehörende Sportartikelhändler Sportscheck stellt Insolvenzantrag. Das Unternehmen mit bundesweit 34 Filialen und rund 350 Mio. Euro Jahresumsatz teilte mit, nach dem Insolvenzantrag der Signa-Holding sei Sportscheck zahlungsunfähig. Die Geschäftsleitung werde im Laufe des Donnerstags beim Amtsgericht München ein Insolvenzverfahren beantragen.

Übernahme von SportScheck durch britischen Modehändler weiter möglich

Die im Oktober angekündigte Übernahme von Sportscheck durch den britischen Modehändler Frasers Group werde jetzt zwar "erst einmal nicht vollzogen werden; Frasers hält jedoch weiter an seinen Übernahmeplänen fest", teilte das Unternehmen mit. Der neue Eigentümer versprach damals, in die Ladenkonzepte, in das Online-Geschäft und die Beziehungen zu Markenherstellern zu investieren. Weitere potenzielle Investoren hätten Interesse an der Übernahme von Sportscheck bekundet, der Prozess sei nun wieder offen. "Dies stimmt Sportscheck zuversichtlich, einen neuen starken Partner zu finden, der dem Unternehmen langfristig Stabilität zusichert."

Alle Filialen, der Kundenservice und der Online-Shop arbeiten normal weiter. Geschäftsführer Matthias Rucker sagte, die Insolvenz sei bitter, aber auch eine Chance, das Unternehmen mit seinen Vertragspartnern und Gläubigern nachhaltig zu stärken. Der Sanierungs- und Investorenprozess solle spätestens im März abgeschlossen werden. Sportscheck gehört erst seit gut drei Jahren zu Signa Retail, der Warenhaussparte des österreichischen Immobilien-Investors René Benko rund um Galeria Karstadt Kaufhof. 2020 hatte er Sportscheck vom Versandhauskonzern Otto übernommen. 

Fast täglich gibt es neue Hiobsbotschaften aus dem Handelsimperium des österreichischen Milliardärs René Benko. Seine Unternehmensgruppe fällt mehr und mehr in sich zusammen. Am Donnerstag traf es Sportscheck, das dringend Investitionen in sein Geschäftsmodell benötigt. Schon zu Otto-Zeiten war das Unternehmen jahrelang unprofitabel. Signa hatte bei der Übernahme eine Investitionsoffensive angekündigt und wollte den Umsatz bis 2025 auf 400 Millionen Euro treiben. Nach der Insolvenz der Signa Retail am Mittwoch fehlt nun aber Geld. 

Sportscheck kämpft – im Gegensatz zur boomenden Konkurrenz – mit einer ganzen Reihe von Problemen. In erster Linie hat das Unternehmen viele Jahre die Digitalisierung verschlafen. Jetzt kämpft es mit einem eigenen Online-Shop und reichweitenstarken Influencern wie David Schönherr und Robert Farken um neue, junge Kunden. Zum anderen befindet sich Sportscheck in einem komplexen Abhängigkeitsverhältnis zu großen Sportmarken wie Adidas und Nike. Diese verlangen enorm große Abnahmemengen bei vergleichsweise niedriger Marge – jedenfalls im Vergleich zu kleineren Konkurrenten wie Brooks, Saucony oder Asics. Lokale Fachhändler verzichten deshalb häufig auf Nike und Adidas in ihren Filialen. Andererseits ziehen diese natürlich ein breites Publikum an – selbst wenn sie nur ihre Volumenmodelle und nicht ihre Top-Produkte an Dritte weitergeben. Sportscheck arbeitet deshalb schon länger an besseren Beziehungen zu den Herstellern, um Margen und Produktauswahl zu verbessern. Doch das dauert und zieht Anlaufkosten nach sich.

Offenbar letzte Finanzspritze im September

Auch deshalb sei die Liquidität bei Sportscheck schon im September gefährdet gewesen. Laut Insidern hat Signa aber noch eine letzte Geldspritze an Sportscheck gegeben, um den Deal mit der Fraser Group nicht zu gefährden, berichtet das „Handelsblatt“. Abgeschlossen werden sollte der Deal ursprünglich im ersten Quartal 2024. Doch bis dahin fehlte nach der Signa-Insolvenz jetzt die Zeit.

Signa Retail hat am Mittwoch Gläubigerschutz bei Gericht beantragt. Ziel sei, die Gesellschaft abzukoppeln und geordnet zu liquidieren, zitierte das Unternehmen seinen Verwaltungsratspräsidenten Christian Wenger. Das Geschäft solle unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Signa-Gruppe geordnet und transparent abgewickelt werden. Der Verwaltungsrat gehe davon aus, sämtliche externen Verbindlichkeiten regeln zu können und die Firmenteile gut organisiert und strukturiert in den kommenden Monaten zu veräußern.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nach seiner Erstveröffentlichung umfassend aktualisiert und ergänzt.

tis / wue / mit Material der Nachrichtenagentur DPA

PRODUKTE & TIPPS