Wolkenkratzer Baustopp am Hamburger "Olaf-Scholz-Tower" – Karstadt-Milliardär René Benko zahlt angeblich nicht

"Elbtower"-Baustelle in Hamburg
"Elbtower"-Baustelle in Hamburg
© Marcus Brandt / DPA
Seit Tagen ruhen die Bauarbeiten am Wolkenkratzer "Elbtower" in Hamburg. Offenbar kann das Unternehmen Signa von René Benko Rechnungen nicht bezahlen.

Es ist ein Bauwerk, das die Skyline Hamburgs nachhaltig verändern wird. Am Elbufer entsteht seit rund zwei Jahren das künftig höchste Gebäude der Hansestadt. 245 Meter soll der "Elbtower" in den Himmel ragen. Er wäre zugleich der dritthöchste Wolkenkratzer Deutschlands, entworfen vom Büro des Stararchitekten David Chipperfield.

2025 sollen Büros, Geschäfte und ein Hotel in dem Hochhaus öffnen, auch eine Aussichtsplattform ist geplant. Doch der Zeitplan droht gehörig ins Wanken zu geraten. Denn inzwischen ruhen die Bauarbeiten – kein Kran bewegt sich mehr. Der "Elbtower" scheint auf Sand gebaut.

Die Nachricht vom Baustopp an dem Prestigeprojekt im Stadtteil Hafencity schlug im Hamburg Rathaus ein wie eine Bombe. Die Verantwortlichen erfuhren davon vor dem Wochenende aus dem "Hamburger Abendblatt". Die Lokalzeitung meldete, dass das ausführende Bauunternehmen Lupp aus dem hessischen Nidda auf Zahlungen des "Elbtower"-Eigentümers wartet. Um wie viel Geld es geht, ist nicht bekannt.

Der "Elbtower" soll ein weithin sichtbares Wahrzeichen werden
Der "Elbtower" soll ein weithin sichtbares Wahrzeichen werden
© Signa -Chipperfield / HafenCity Hamburg GmbH / DPA

Bei dem Eigentümer handelt es sich um keinen Unbekannten. Das Projekt wird von einem Tochterunternehmen der Signa Holding des schillernden österreichischen "Galeria Karstadt Kaufhof"-Besitzers René Benko entwickelt – und dessen Firmen stecken offenbar in Zahlungsschwierigkeiten. Seit einigen Tagen macht das Milliardenimperium mit schlechten Nachrichten von sich reden.

Steckt Signa in Schwierigkeiten?

So hat beispielsweise Signa Sports United, zu der unter anderem die Onlineshops "Fahrrad.de" und "Tennis-Point" gehören, Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen "Sportscheck" wurde verkauft. Das Wiener Nachrichtenmagazin "News" berichtete jüngst, dass die Signa Holding nach vielen erfolgreichen Jahren für 2022 einen Verlust von rund 500 Millionen Euro in den Büchern stehen hat – tiefrote Zahlen.

Längst hat Milliardär Benko laut "Bild"-Zeitung Deutschlands bekanntesten Insolvenzfachmann Arndt Geiwitz engagiert. "Geht dem Karstadt-Milliardär das Geld aus?", fragt das Boulevardblatt. Und auch die Fachpresse sieht Benkos Gemischtwaren-Imperium in Gefahr. "Für den österreichischen Immobilienkönig René Benko und die von ihm gegründete Signa-Gruppe geht es jetzt ums Ganze", schreibt die "Wirtschaftswoche". "Die Krisensignale mehren sich – wie eng wird es für René Benko?", fragt das Wirtschaftsmagazin "Capital", das wie der stern zu RTL Deutschland gehört.

René Benko herrscht über ein Milliarden-Imperium
René Benko herrscht über ein Milliarden-Imperium
© Marcel Kusch / DPA

Der Konzern selbst tritt allen Vermutungen über eine angespannte Finanzlage entgegen. Als Beleg sollen etwa Kapitalerhöhungen dienen, bei denen Bestandsinvestoren frisches Geld eingebracht haben – zuletzt in Höhe von 400 Millionen Euro bei der Dachgesellschaft Signa Holding.

Und doch: Dass nicht alles nach Plan läuft, ist auch auf einer zweiten Signa-Baustelle in Hamburg zu beobachten. Auch beim Neubau der "Gänsemarkt-Passage" in der Innenstadt wurden Mitte Oktober die Bauarbeiten gestoppt. Die Fläche liegt nun erst mal brach – angeblich weil es noch nicht genug Mieter gibt und die Banken daher für Signa erstmal den Geldhahn zugedreht haben. Wann am Gänsemarkt wieder die Bauarbeiter anrücken, ist ebenso unklar, wie für die "Elbtower"-Baustelle drei Kilometer weiter südlich.

Wie geht es am Hamburger "Elbtower" weiter?

Im Hamburger Rathaus ist man alarmiert. "Der Baustopp beim Elbtower ist eine Blamage für die Signa. Wir erwarten nun umgehend eine Erklärung der Signa, wie es jetzt weitergehen soll. Aus Sicht der Stadt müssen die Bauarbeiten umgehend wieder aufgenommen werden" sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf dem "Abendblatt". Pikant ist auch, dass die Hafencity GmbH, die sich um die Entwicklung des Stadtteils kümmert, von Signa nicht über den Baustopp informiert wurde.

Für Kritiker des Projekts dürfte der Baustopp Wasser auf die Mühlen sein. Von Anfang an wurde gewarnt, dass der Wolkenkratzer am Bedarf vorbei gebaut würde, auch eine Verschandelung des Stadtbilds der traditionell Hochhaus-skeptischen Elbmetropole wurde befürchtet. Doch aller Kritik zum Trotz setzte der Senat der Hansestadt das Projekt ab 2017 durch. Erster Bürgermeister damals: der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), was zu der spöttelnden Bezeichnung "Olaf-Scholz-Tower" für das neue Wahrzeichen von Hamburg führte.

Bislang ist der "Elbtower" rund 100 Meter in die Höhe gewachsen, an den Elbbrücken ist ein Skelett aus Stahlbeton zu sehen – nun besteht die Gefahr, dass es erst einmal dabei bleibt. Die Signa-Gruppe hat sich auf Anfragen mehrerer Medien nicht zu dem Baustopp geäußert. Der Geschäftsführer des Bauunternehmens Lupp gibt sich derweil jedoch zuversichtlich, dass er sein Geld bald bekommt. "Wir stehen hierzu in engem Austausch mit den Investoren, der Signa Gruppe und der CommerzReal. Wir gehen nach heutigem Stand davon aus, dass die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann", sagte er.