Elbtower Investor René Benko droht mit seinem Prestigeprojekt in Hamburg zu scheitern. Welche Rolle spielte Olaf Scholz?

Blick auf die Baustelle des Hamburger Elbtower
"Ein Signal der Ambition für Hamburg": So kündigte Olaf Scholz, damals noch Erster Bürgermeister von Hamburg, den Elbtower an. Seit Oktober 2023 ruht die Arbeit auf der Baustelle des Investors René Benko 
© Lucas Wahl
Der Elbtower sollte Olaf Scholz’ Vorzeigeprojekt für Hamburg werden. Nun ist der Bauherr, Kaufhausmilliardär René Benko, wirtschaftlich in Not – und der alte Deal könnte dem Bundeskanzler gefährlich werden.

An einem Wintermorgen steht Olaf Scholz in einem Saal des Hamburger Rathauses, schwarzer Anzug, graublaue Krawatte, und besingt ein politisches Großvorhaben. Auf einem Tisch ist ein Modell der Hamburger Hafencity aufgebaut, aus dem ein Turm aus Holz herausragt.

Es ist Anfang Februar 2018. Scholz hat zu einer Pressekonferenz eingeladen, um Pläne und den Bauherren für einen Wolkenkratzer vorzustellen. Ein Wahrzeichen der Stadt, 64 Etagen, rund 250 Meter hoch. Scholz reiht einen Superlativ an den nächsten. "Ein besonderer Tag", "ein Entwurf der Meisterklasse", "ein Signal der Ambition für Hamburg". Der Investor sei "ein hervorragendes Immobilienunternehmen".

So schwärmerisch hätten sie Scholz selten erlebt, sagen Menschen, die ihn lange kennen. Es habe gewirkt, als wollte er Hamburg diesen Turm hinterlassen wie ein Vermächtnis. Nur Wochen danach wechselte Scholz nach Berlin, aus dem Ersten Bürgermeister wurde ein Bundesfinanzminister in Angela Merkels Kabinett.

Nun, gut fünfeinhalb Jahre später, ist Scholz Bundeskanzler. Und am östlichen Rand der Hafencity steht ein Betongerippe, eingerahmt von roten Baukränen, die wie Nadeln in den Himmel ragen. Auf der Baustelle sitzen ein paar Arbeiter in Containern und haben viel Zeit zu rauchen. Der Bau sei praktisch gestoppt, sagt einer von ihnen. Die Rohbaufirma gab an, dass der Bauherr die Rechnungen nicht mehr bezahle.

Erschienen in stern 46/2023

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