Sparmaßnahme Post schließt hunderte "Kleinst-Filialen"

Die Deutsche Post muß sparen - mindestens 1,4 Milliarden Euro - und hat sich dazu ein drastisches Programm verordnet: Der "Gelbe Riese" will kleine, unrentable Filialen schließen.

Die Deutsche Post will noch in diesem Jahr bundesweit mehrere hundert "Kleinst-Filialen" schließen. Diese Postdienste werden aber nicht gänzlich verschwinden, sondern als Partnerfilialen in Supermärkten, Zeitschriftenläden und anderen Geschäften vor Ort untergebracht, erklärte dienstags ein Post-Sprecher in Bonn. Dadurch sollen die Kunden keine Verschlechterung spüren. Derzeit wird nach Partnern im Einzelhandel gesucht, die die Postdienste aufnehmen.

Partnerfilialen nicht betroffen

Von Schließungen betroffen seien ausschließlich die eigenen Filialen der Post, nicht bereits bestehende Partnerfilialen in Geschäften, betonte der Sprecher, der weitgehend einen Bericht der "Stuttgarter Nachrichten" bestätigte.

"Es ist für die Kunden sogar eine Verbesserung, weil sie die wesentlich längeren Öffnungszeiten des Einzelhandels nutzen können", sagte Post-Sprecher Jürgen Blohm. Die bisherigen kleinen Filialen seien dagegen in manchen ländlichen Regionen teils nur wenige Stunden geöffnet. "Wir wollen die Postdienste auf jeden Fall durch die Partnerfilialen weiter anbieten." Von diesen betreibt die Post nach eigenen Angaben derzeit bereits mehr als 7000. Eigene Post-Filialen gibt es zudem deutschlandweit etwa 6000 Mal.

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Bei welchen Post-Vertretungen es sich um "Kleinst-Filialen" handele, richte sich jedoch nicht nach der Zahl der Schalter-Angestellten, sagte Blohm. "Der Kunde mag es daran erkennen, dass die Öffnungszeiten der Filiale nicht sehr lang sind." Solche Post-Vertretungen rechneten sich in der Regel nicht. Zur Höhe der Einsparungen, welche durch die Schließungen erreicht werden sollen, machte der Sprecher keine Angaben. Die Post hatte sich im Oktober 2002 ein Sparprogramm verordnet, mit dessen Hilfe die Kosten des weltweit tätigen Konzerns bis Ende 2005 um mindestens 1,4 Milliarden Euro gesenkt werden sollen.

Die Angestellten der von der Schließung betroffenen Filialen sollen auch weiterhin im Post-Konzern beschäftigt werden. Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben, sagte Blohm. Für die Mitarbeiter des Mutterkonzerns garantiere dies bis 2008 ein Beschäftigungspakt, der mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di geschlossen wurde. Allerdings gilt diese Vereinbarung für die Beschäftigten der Post-Tochterfirmen nur bis Ende 2005, darunter sind die Deutsche Post Retail und Deutsche Post Vertriebsgesellschaft.

Mit der Gewerkschaft abgestimmt

Über die Zukunft dieser Mitarbeiter soll dann im Herbst 2005 neu verhandelt werden. "Wir werden uns wieder zusammensetzen. Bis jetzt haben wir uns noch immer mit den Gewerkschaften am Tisch verständigt", sagte Post-Sprecher Blohm. Auch die jüngsten Pläne zur Schließung der "Kleinst-Filialen" sind mit den Gewerkschaften abgestimmt worden.

Die zunehmende Auslagerung von Postdiensten auf dem Land in den Einzelhandel ist eine Strategie, die das Unternehmen bereits seit etwa zehn Jahren verfolgt. "Das Vorhaben ist deshalb auch nichts außergewöhnliches, neu ist lediglich, dass es jetzt bundesweit angepackt wurde", sagte Blohm. Den örtlichen Bürgermeistern sei die Filial-Schließung innerhalb einer Frist von drei Monaten angekündigt worden.

DPA
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