ALTERSVORSORGE Freundlich, aber fies

Die Postversicherung wollte mit Riester-Renten abkassieren und legte sogar die eigenen Kunden herein. Wir sagen, wie Sie aus einem übereilte geschlossenen Vertrag aussteigen.

Thomas Ritz hat für sich und seine Familie die meisten Versicherungen bei der Vereinigten Postversicherung, VPV, abgeschlossen. Sogar die Finanzierung für sein Haus hatte der 37-Jährige über die VPV abgewickelt. So wunderte sich der Straßenwärter aus dem ostfriesischen Weener nicht besonders, als sich eine freundliche VPV-Vertreterin am Telefon bei ihm meldete und ihm mitteilte: »Ich beglückwünsche Sie, Herr Ritz, Sie haben jetzt Anrecht auf die neue Riester-Rente.« Er müsse lediglich 30 Euro im Monat einzahlen, um die Höchstförderung vom Staat zu bekommen. Seine Frau Elke sei schon mit 15 Euro dabei. Dann wurde Thomas Ritz noch gefragt, ob denn Kontonummer und Adresse noch stimmen. Er sagte ja und bat um Informationsmaterial. Wenige Tage nach dem Telefonat kam ein Brief von der VPV. Darin erfuhr das Ehepaar Ritz, dass es rückwirkend zum 1. Januar 2002 eine Rentenversicherung abgeschlossen habe. Die Prämien würden automatisch vom Konto abgebucht.

Beate Bertus aus Leer wurde

ebenfalls Opfer der Telefonverkäufer von der VPV. Obwohl die Postangestellte gleich erklärte, sie habe schon eine Rentenversicherung, wurde auch ihr ein Riester-Vertrag zugeschickt. Die Versicherten wider Willen haben dann das Richtige getan. Sie kündigten die Verträge bei der VPV.

Mit den Tricks ihrer Riester-Berater

vom stern konfrontiert, erklärte VPV-Vorstandsmitglied Alexander Grundmann etwas hilflos: »Wir haben unsere Agenten anhand eines ausführlichen Beratungsleitfadens geschult.« Und wie will die VPV ohne Kenntnis der Einkommensverhältnisse die exakten Förderbeiträge kennen? Grundmann: »Wir haben drei Einkommensgruppen zugrunde gelegt und danach die Förderhöhe berechnet. Bei Auszahlung hätten wir die Verträge dann entsprechend angepasst.« Im Klartext: Die VPV hätte erst mal Beiträge kassiert, ohne zu wissen, ob darauf die Höchstförderung gezahlt würde. Worum es der VPV wirklich ging: Sie wollte am Massengeschäft mit der Riester-Rente mitverdienen.

Von den 1,3 Millionen VPV-Kunden wurden 15.000 angerufen. Wer sich nicht beschwerte, hat jetzt eine RiesterRente. Egal, ob er sie braucht oder nicht.

Elke Schulze

Lücken nutzen: Wie Sie aus übereilt abgeschlossenen Riester-Verträgen wieder herauskommen

Wer einen Riester-Rentenvertrag unterschrieben hat, kann bis zu vier Wochen nach Zahlung des ersten Beitrags wieder aussteigen, wenn im Vertrag eine der folgenden Informationen fehlt:

* Höhe der Abschluss- und Betriebskosten und wie sie über die Vertragsdauer verteilt werden

* Kosten für die Verwaltung des gebildeten Kapitals

* Kosten, die entstehen, wenn der Kunde in ein anderes Anlageprodukt oder zu einem anderen Anbieter wechselt und das bereits gebildete Kapital mitnehmen will

* Die Zertifizierungsstelle mit ihrer Postanschrift sowie die Zertifizierungsnummer und der Hinweis, dass das Zertifizierungssiegel nichts über die wirtschaftliche Tragfähigkeit der abgeschlossenen Versicherung aussagt

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