Doppeltes Einkommen Gehalt plus Frührente – "Finanztest" zeigt, wie lukrativ das Modell sein kann

Unter bestimmten Voraussetzungen kann es sich lohnen, Frührente zu beantragen, obwohl man noch arbeitet
Unter bestimmten Voraussetzungen kann es sich lohnen, Frührente zu beantragen, obwohl man noch arbeitet
© Getty Images
Früher Rente beziehen und unbegrenzt im Job hinzuverdienen – das geht seit kurzem. "Finanztest" rechnet vor, für wen sich der Einkommensbooster wie lohnt.

Beim Übergang vom Arbeits- ins Rentnerleben bieten sich heute ganz andere Optionen als früher. Einerseits erlaubt es die "Rente mit 63" manchen, abschlagsfrei früher in Rente zu gehen. Andererseits hat die Politik gemerkt, dass wir auf viele der erfahrenen Kräfte eigentlich gar nicht verzichten wollen. Daher gibt es seit diesem Jahr auch die Möglichkeit, sowohl Frührente zu beziehen, als auch weiter zu arbeiten und volles Gehalt zu verdienen, ohne dass dies die Rente schmälert. Die frühere Hinzuverdienstgrenze fällt weg.

Die Finanzexperten der Stiftung Warentest haben sich das Modell doppeltes Einkommen genauer angesehen. Interessant ist dabei vor allem folgende Frage: Ist es langfristig lukrativ, mit Abschlägen früher in Rente zu gehen und gleichzeitig weiter zu arbeiten? Die Antwort fällt individuell sehr unterschiedlich aus, weil neben Einkommen und Rentenansprüchen auch Steuern und Sozialversicherung eine Rolle spielen. Die Beispielrechnungen von "Finanztest" zeigen aber, dass sich das durchaus lohnen kann. 

Frührente als Einkommensbooster - zwei Beispielfälle

Durchgerechnet wurde einmal der Modellfall einer Besserverdienerin mit 5392 Euro Bruttomonatsverdienst. Sie erfüllt die Voraussetzungen für langjährig Versicherte, weshalb sie mit 63 Jahren Frührente mit Abschlägen beantragen kann – in ihrem Fall bedeutet das lebenslange Rentenabschläge von 12 Prozent. Wenn sie dies tut und gleichzeitig weiter arbeitet, hat sie also zunächst zwei Einkommen (Gehalt plus Rente), dafür später aber nur noch die geringere Rente.

Würde sie langfristig besser fahren, wenn sie bis zur regulären Altersgrenze arbeitet und erst dann Rente ohne Abschläge beantragt? Rechnet man das gesamte Einkommen für beide Szenarien über die Jahre zusammen, zeigt sich: Dafür müsste sie sehr alt werden. Erst im Alter von 90 Jahren hätte die höhere reguläre Rente das aufgeholt, was sie in den ersten Jahren schon an Frührente bekommen hat. 

Noch lukrativer ist das Modell doppeltes Einkommen für den zweiten Beispielfall von "Finanztest": einen Normalverdiener (3595 Euro brutto), der dank besonders vieler Versicherungsjahre (mindestens 45) mit gut 64 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen kann. Wenn er bis zu seiner Regelaltersgrenze weiterarbeitet, erhält er nicht nur in diesen zwei Jahren den vollen Einkommensbooster. Danach ist sein verfügbares Einkommen aus der Frührente sogar noch ein paar Euro höher als es die Regelaltersrente gewesen wäre: da er weitere Rentenanwartschaften gesammelt hat und zudem als Frührentner von einem etwas höheren Rentenfreibetrag als bei der Regelaltersrente profitiert. Aus diesem Grund empfiehlt "Finanztest" Beschäftigten, die Anspruch auf abschlagsfreie Frührente haben, diese immer zu beantragen, auch wenn sie noch bis zur regulären Altersgrenze weiterarbeiten wollen.

Der Einkommensbooster Frührente kann auch eine Möglichkeit sein, den Übergang ins Rentnerleben fließend zu gestalten, wenn man nur noch Teilzeit arbeiten will und so das geringere Gehalt kompensieren möchte. Da die Rechnung sich individuell sehr unterschiedlich gestaltet, empfehlen die Finanztester, schon mit Anfang 50 zur Altersvorsorgeberatung der gesetzlichen Rentenversicherung zu gehen, um eine Vorstellung von den finanziellen Optionen zu bekommen.

Mehr Informationen und die ausführlichen Rechnungen von "Finanztest" finden Sie kostenpflichtig auf www.test.de