Herr van Hooydonk, die BMW Group hat dieses Jahr Auto-Studien der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce unter dem Namen VISION NEXT 100 präsentiert. Wie können Sie voraussehen, was in 100 Jahren en vogue ist? Haben Sie eine Wahrsager-Kristallkugel?
Nein, eine Kristallkugel haben wir nicht, leider. Vorauszusehen, was in 100 Jahren angesagt sein wird, ist natürlich nahezu unmöglich. Aber einen Zeitraum von zwei, drei Fahrzeuggenerationen nach vorn zu schauen, 20 bis 30 Jahre, das ist schon realistischer. Gerade beim Thema Digitalisierung gibt es heute Trends, deren weitere Entwicklung man recht gut einschätzen kann.
Woher beziehen Sie Ihre Inspiration für den Blick ins Übermorgen?
Wir beziehen Trends von allen Arten von Design, von Kreativität mit ein. Sei es aus der Mode oder der Architektur, aus der Kunst oder aus dem Industriedesign. Ich bin ja gelernter Industriedesigner. Auch in meinem Team sind viele Gestalter, die einen bunten Designhintergrund haben. Wir bei der BMW Group nehmen Strömungen und Indikatoren aus vielerlei Quellen auf und übersetzen das in unsere Vision von der Mobilität in der Zukunft. Ich sage immer: Wenn man sich etwas vorstellen kann, dann gibt es eine gute Chance, dass das auch eintreten kann. Wir wollen die Zukunft nicht nur auf uns zurollen sehen. Wir wollen sie rechtzeitig mitgestalten.
Beschreiben Sie bitte einmal anhand der aktuellen Studien von MINI und BMW, was wir in Sachen Autodesign zu erwarten haben.
Viele Dinge, die jetzt noch in den Kinderschuhen stecken, werden in 20 oder 30 Jahren Normalität sein: die Elektrifizierung der Autos, die Digitalisierung, auch eine neue Art der Nutzung von Autos, Stichwort Carsharing. Wir werden intelligente Autos fahren – Autos, die mitdenken und den Fahrer in einem viel größeren Maße unterstützen als heute. Der BMW der Zukunft wird sich ganz den Bedürfnissen des Fahrers anpassen: Der kann und darf natürlich nach wie vor selbst fahren. Will er aber arbeiten oder entspannen, übernimmt das Auto und fährt eigenständig. Bei MINI steht der Sharing-Aspekt im Vordergrund: Das Auto kommt eigenständig zum Kunden, passt alle Settings dessen Bedürfnissen an. Später fährt es wieder zurück zur Ladestation und wartet bis der nächste Kunde ruft.
Bei der Studie von Rolls-Royce gibt es gar kein Lenkrad mehr …
Viele Kunden von Rolls-Royce sind es schon heute gewohnt, hinten zu sitzen und von einem Chauffeur gefahren zu werden. Das Prinzip haben wir weitergedacht und die Studie ist für den Kunden der perfekte Rückzugsort. Mit noch mehr Platz, der Kunde kann einfach so dahingleiten. Mittels der Technologie des autonomen Fahrens, kann der Kunde einfach gleiten. Dies wird zukünftig für die Marken der BMW Group zur Verfügung stehen – aber eben in unterschiedlichen Formen.
Als Designer führen Sie ein Leben im Übermorgen. Für Sie müssen doch alle aktuellen Fahrzeuge wie Oldtimer wirken …
Ganz so schlimm ist es nicht. Aber Sie haben Recht: Das, was ich heute auf der Straße an Modellen unseres Unternehmens sehe, damit habe ich mich vor vier oder mehr Jahren beschäftigt. Beruflich lebe ich derzeit im Jahr 2030. Oder besser gesagt: im Zeitfenster 2020 bis 2030.
Kommen Sie nach Feierabend schnell wieder zurück ins Jahr 2016? Oder muss Ihre Familie Ihnen abends erst einmal einen Kalender vor Augen halten?
(lacht) Meine Familie ist es seit Jahren gewohnt, dass ich in einer anderen Zeit lebe. Nein, im Ernst, ich habe mich selbst lange daran gewöhnt und weiß, dass ich als Privatperson im Hier und Jetzt zu Hause bin und die Autos in München noch nicht alle autonom fahren. Tatsächlich aber ist es so, dass man als Designer immer etwas unzufrieden mit der heutigen Welt ist und sie verändern will.
Tauchen Sie jetzt noch tiefer ein in die Welt von morgen und lassen Sie sich inspirieren unter www.bmwgroup.com/next100.