Mit einem Schaf-Foto im Stall seien allein gelassene Tiere weniger gestresst und blökten nicht so stark, berichten Forscher in einer Online- Veröffentlichung der "Proceedings B" der britischen Royal Society (DOI: 10.1098/rspb.2004.2831). Ziegengesichter oder auf der Spitze stehende Dreiecke - die Grundform jedes Schafskopfes - hätten sich in Tests weniger positiv auf die einsamen Schafe ausgewirkt, berichtet die Gruppe um Keith Kendrick vom Babraham Institute im englischen Cambridge.
Ziegenfotos halfen nicht
Jeweils eine halbe Stunde lang sperrten die Wissenschaftler vierzig Hausschafe wiederholt allein in ein isoliertes Gehege. An die Stallwand hatten sie vier Bilder von auf der Spitze stehenden Dreiecken gehängt. Kaum waren die Tiere nur mit diesen "geometrischen Schafsköpfen" allein gelassen, seien sie aufgeregt und laut blökend durch ihren Stall gelaufen, schreiben die Forscher. Die Herzen der Tiere haben dabei statt 94 Mal rund 113 Mal pro Minute geschlagen. Auch die Stresshormone Adrenalin und Kortisol haben die einsamen Schafe vermehrt ausgeschüttet.
Nach einer Viertelstunde dekorierten die Wissenschaftler die Ställe um und hängten ein Schafporträt oder ein Ziegenfoto auf. Beim Anblick eines Artgenossen seien die Schafe ruhiger gewesen und ihr Herzschlag habe sich auf 93 Schläge pro Minute verlangsamt, schreiben Kendrick und seine Kollegen. Ziegenfotos hingegen beruhigten den Herzschlag nur auf 105 Schläge pro Minute. Auch den Kortisol- und Adrenalinspiegel ließen Schafbilder stärker sinken als Ziegenfotos.
Schafe merken sich bis zu 50 Gesichter
Zum Erkennen von Gesichtern benutzen Schafe, ähnlich wie Menschen vornehmlich ihre rechte Hirnhälfte, berichten die Forscher. Gerade für die Verarbeitung negativer Erlebnisse wie Angst gebe es zwischen den Hirnhälften eine Arbeitsteilung.
Bewusst verwendete die Gruppe um Kendrick Fotos von fremden Schafen der gleichen Art. Denn Schafe merken sich Gesichter von bis zu 50 bekannten Artgenossen für mehr als zwei Jahre. Das hatte Kendrick bereits 2001 im britischen Journal "Nature" berichtet.
DPA