Im Kampf gegen die vor der Baleareninsel Mallorca plageartig aufgetretene Alge "Caulerpa taxifolia" hatten sich in der Vergangenheit alle Maßnahmen sie loszuwerden als wirkungslos erwiesen. Nun scheint die Natur überraschend eine Lösung gefunden zu haben.
Bei Aquarien-Freunden ist sie beliebt
Die "Killeralgen" sind auf mysteriöse Weise verschwunden, Experten stehen vor einem Rätsel. "Die genaue Ursache ist uns unbekannt", räumte der Chef der Behörde für Meeresressourcen, Antoni Grau, in der Zeitung "Diario de Mallorca" ein. "Fest steht allein, dass die Caulerpa taxifolia aus den mallorquinischen Gewässern vollständig verschwunden ist. Unsere Taucher haben dies bestätigt."
Die Algenplage war erstmals 1992 an Mallorcas Südostküste vor der Bucht Cala d’Or aufgetreten und hatte sich auf einer Fläche von 300 Hektar bis zu den Ortschaften Porto Colom und Porto Pedro ausgebreitet. Bei Aquarium-Freunden ist die Alge wegen ihres frischen Grüns und ihrer gefiederten Blättchen als Zierpflanze beliebt. Im Meer dagegen breitet sie sich wie ein grüner Teppich aus, raubt den anderen Algen und dem Seegras das Licht und den Sauerstoff und verdrängt so nach und nach alles andere Leben. Für Badende ist sie völlig ungefährlich. Sie "tötet" allein durch ihre enorme Ausbreitung und den dichten Wuchs.
Sogar Seeigel verschmähen sie
Das aus warmen Tropengewässern stammende Gewächs war 1984 vermutlich aus dem großen Meeresaquarium von Monaco ins offene Meer gelangt. Schiffsanker oder Fischernetze transportieren die Algenpest in andere Gebiete des Mittelmeers. Die Pflanze überlebte überraschend die kühlen Winter. Da sie giftig ist, wurde sie von keinem Meeresgetier gefressen. Ein Labortest ergab, dass Seeigel lieber verhungerten, als von einer Caulerpa zu kosten.
Die Killeralge, so hatte man bisher geglaubt, hat im Mittelmeer keine natürlichen Feinde. Dies scheint aber nun durch das Verschwinden der "grünen Pest" vor Mallorca widerlegt zu sein. Die Experten der Fischereibehörden vermuten, dass eine Meeresschnecke, die möglicherweise gegen das Gift der Alge immun ist, der Plage ein Ende gemacht haben könnte.
Virus ist ausgeschlossen
Zunächst war man davon ausgegangen, dass die Algen einem Virus zum Opfer fielen. Die Pflanzen hatten sich nämlich in den vergangenen Jahren nicht mehr wie gewohnt ausgebreitet. Die Virus-Theorie gilt mittlerweile jedoch als ausgeschlossen. Der Meeresbiologe Enric Ballesteros hatte kränkelnde Algen in einem Aquarium mit gesunden Pflanzen zusammengebracht und festgestellt, dass die gesunden Caulerpas sich nicht infizierten.