Die Welt von "Infinite Undiscovery" geht zugrunde, weil der Mond - und das ist durchaus wörtlich zu nehmen - in Ketten gelegt wurde. Ein finsterer Orden will die magische Macht des Trabanten für seine Zwecke missbrauchen und verdirbt durch sein Handeln das Land. Nur ein kleiner Haufen Rebellen leistet Widerstand. An ihrer Spitze: der charismatische Ritter Sigmund, der den Mond wieder entfesseln will. Die Rolle des Spielers ist jedoch eine andere ...
Er übernimmt die Kontrolle über den eher weinerlichen Musikus Capell, der fälschlicherweise im Gefängnis sitzt, weil er Sigmund zum Verwechseln ähnlich sieht. Seine Rettung durch die hübsche Aya und die gemeinsame Flucht aus dem Kerker dienen als Tutorial. Gleichzeitig fällt der Startschuss zu einem rund 20- bis 30-stündigen Abenteuer-Trip, in dessen ziemlich linearen Verlauf Capell auf jede Menge Gleichgesinnte und noch mehr Monster trifft.
Apropos: Zufallsbegegnungen haben hier ausgedient, ebenso spezielle Arenen, in denen die ungewöhnlich actionreichen Keilereien stattfinden. Stattdessen gehen sämtliche Ereignisse in "Infinite Undiscovery" nahtlos in einander über. Genügt anfangs noch simples Knöpfendrücken, um mit Wachsoldaten, Wölfen und anderem Getier fertig zu werden, offenbart das Kampfsystem spätestens bei den ersten Boss-Fights seine Komplexität. Dabei wird vor allem Teamplay groß geschrieben. Aus einem schier unüberschaubaren Pool von insgesamt 18 Charakteren stellt der Spieler Capell ein ebenso schlagkräftiges wie selbstständig agierendes Trio an die Seite.
Auf Knopfdruck lassen sich gemeinsame, effektvoll in Szene gesetzte Attacken starten oder Anweisungen erteilen. Zudem kommen bestimmte Personen nur mit anderen klar, was wiederum viel Spielraum für Experimente lässt. Zu viel. Acht oder zehn Helden hätten vermutlich genügt, zumal die Anhängerschar jede Menge Rollenspiel-typisches Mikromanagement erfordert. Jeden Rebellen mit den bestmöglichen Waffen und Fähigkeiten auszurüsten, geht nicht nur ins Geld, sondern artet schnell in Arbeit aus. Weil in "Infinite Undiscovery" jedoch alles in Echtzeit geschieht, also auch das Shoppen, Plaudern und Kramen im Inventar, sollte man sich lieber zweimal umsehen, ob nicht gerade ein Monster in der Nähe ist.
Grafisch hinterlässt "Infinite Undiscovery" einen ordentlichen, wenngleich keinen spektakulären Eindruck. Das Effektgewitter in den rasanten, manchmal auch unübersichtlichen Massenkeilereien wirkt erstklassig, die Figuren hätten dagegen etwas detaillierter ausfallen dürfen. Macht aber nichts, weil die Designer eine märchenhafte und stimmige Welt auf den Bildschirm gezaubert haben, die vor allem in den grandiosen Rendervideos zur Geltung kommt.
Infinite Undiscovery
Hersteller/Vertrieb | tri-Ace/Square Enix/Koch Media |
Genre | Rennspiel |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Leider hat sich der deutsche Vermarkter Koch Media die Lokalisierung des Titels gespart. Nur das Handbuch wurde übersetzt. Man sollte also über gefestigte Englischkenntnisse verfügen, um den Mond von seinen Fesseln zu befreien ...