"So Blonde" Luxusweibchen mit Zicken

Paris Hilton sucht derzeit via TV eine neue, beste Freundin. Würde sich da nicht Hauptdarstellerin Sunny Blonde aus dem neuen Anaconda-Adventure "So Blonde" anbieten?

Sunny, 17-jährige verwöhnte Tochter reicher Eltern, genießt die Annehmlichkeiten einer Luxuskreuzfahrt, als sie ein tragisches Schiffsunglück auf die "Vergessene Insel" verschlägt. Dort muss sie sich erst mal zurechtfinden und lernen, ihren Mitmenschen auch ohne Make-up unter die Augen zu treten. Allerdings warten in der fremden Umgebung auch noch jede Menge bizarrer Abenteuer und Begegnungen auf die Göre.

Man hat den Eindruck, dass "So Blonde" in erster Linie als Parodie konzipiert wurde: Zahllose Anspielungen auf die legendäre "Monkey Island"-Reihe und die "Indiana Jones"-Abenteuer von LucasArts sowie Seitenhiebe auf bekannte Werke aus Film und Fernsehen sorgen beim Spieler immer wieder für kleine Aha-Effekte und dezentes Schmunzeln. Das Problem: "So Blonde" erreicht an keiner Stelle die große Klasse seiner Vorbilder. Viele dieser Späße, wirken deshalb etwas aufgesetzt und abgeschmackt. So hätte den Dialogen weniger Geschwätzigkeit und ein bisschen mehr Humor "auf den Punkt" durchaus gut getan.

Spielerisch bietet "So Blonde" traditionelle Adventure-Kost. Bedeutet: Man sucht die Bildschirme nach herumliegenden Gegenständen ab, muss diese ab und an miteinander kombinieren und führt ellenlange Dialoge mit den anderen Inselbewohnern. Belanglose Mini-Games sollen das Geschehen auflockern, können erfreulicherweise aber auch übersprungen werden. Anders als die dem Klischee entsprechend dümmliche Protagonistin muss der Spieler über Intelligenz verfügen und des Öfteren gewaltig "um die Ecke denken" können, um die Rätsel von "So Blonde" zu lösen. Unlogischer Puzzle-Aufbau, Mängel in der Bedienung (Gegenstände lassen sich manchmal nur in einer bestimmten Reihenfolge miteinander verbinden), lange Laufereien und eine Hauptdarstellerin, die oft nur widerwillig auf Mausklicks reagiert, stellen die Geduld auf eine harte Probe.

Die Präsentation im Comic-Stil lehnt sich grafisch eng an das Vorbild "Monkey Island" an und unterstreicht gut die Atmosphäre der abgedrehten, aber nicht immer perfekt ausgearbeiteten Story. Namhafte Synchronsprecher wie Gabrielle Pietermann (die deutsche Stimme von Hermine Granger aus den "Harry Potter"-Verfilmungen) oder Tetje Mierendorf leisten professionelle Arbeit und hauchen den Pixelfiguren glaubhaft Leben ein.

So Blonde

Hersteller/Vertrieb

Wizarbox/Anaconda/dtp Entertainment AG

Genre

Adventure

Plattform

PC

Preis

ca. 40 Euro

Altersfreigabe

ab 12 Jahren

Insgesamt ist "So Blonde" ein etwas schwerfälliger digitaler Blondinenwitz geworden - mit einer Protagonistin, die eher bieder als sexy wirkt. Das Spiel versprüht zwar durchaus einen gewissen Charme, gehört wegen der vielen Design-Patzer aber sicher nicht zu den Großen des Genres. Adventure-Fans mit Durchhaltevermögen und einer gehörigen Portion Frusttoleranz können zugreifen.

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Herbert Aichinger/Teleschau

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