Die Geschichte, die dem Ganzen zugrunde liegt, ist getrost vernachlässigbar. Nur so viel: Die Welt ist mal wieder aus den Fugen geraten - und Menschen, Mutanten und Aliens balgen sich um die Vorherrschaft. Darüber hinaus entwickelt sich die wirre Story derart langsam, dass der Spieler während der ersten paar Solo-Missionen nur Bahnhof versteht.
Apropos: Auch eine Einführung in die neuartigen Spielmechanismen, die Eigenschaften der Einheiten und die Möglichkeiten, die sich aus dem Fertigkeitenbaum ergeben, vermisst man schmerzlich. Der Einstieg in "World Shift" wird dem Spieler also nicht unbedingt leicht gemacht. Doch wer sich durchbeißt, herumexperimentiert und keine Scheu davor hat, zunächst ein paar Mal auf die Nase zu fallen, der wird mit dem Titel später über Wochen seinen Spaß haben.
Die ersten Schritte unternimmt man am besten in den 18 Missionen des eher kärglichen Einzelspielermodus. Hier gewinnt man erste Einblicke, wie "WorldShift" funktioniert, wie sich die überschaubaren Kämpferverbände steuern lassen und wie man mit zunehmender Erfahrung seine Fertigkeiten ausbaut. Gleichzeitig offenbaren sich hier bereits erste Design-Macken und gröbere Schnitzer. So manche Aktion wie das Vorbeischleichen an Wachposten ist zufallsbedingt. Wer entdeckt wird, hat keine Chance mehr, die Mission zu erfüllen. Die Folge: Neustart vom letzten Kontrollpunkt. Frei gespeichert werden darf nicht.
Der Schwerpunkt von "WorldShift" liegt jedoch klar auf dem Mehrspielermodus. Online finden Gleichgesinnte ohne zusätzliche Gebühren zusammen, um auf einer Vielzahl von abwechslungsreichen Karten die Konflikte zwischen Menschen, Mutanten und Außerirdischen auszutragen. Die Möglichkeiten reichen dabei vom traditionellen Deathmatch bis hin zu spannenden kooperativen Einsätzen gegen riesige Monster, die besonders wertvolle Belohnungen versprechen. Dabei helfen Anführer und Offiziere mit speziellen Eigenschaften, die der ganzen Truppe zugute kommen. Oder Artefakte, die man auf den Karten findet und die Klaviatur der Kampffähigkeiten um noch mächtigere Mittel erweitern.
Echtzeitstrategen nutzen plötzlich das Arsenal der Online-Rollenspieler: Einheiten dienen als Tanks, andere als Schadensausteiler oder Heiler. Es wird gepullt und Aggro gezogen. Verständlicher formuliert: Einer muss den Kopf hinhalten, während andere versuchen, ihn am Leben zu halten. Aber selbst die beste Truppenzusammenstellung hat keine Chance, wenn die Spieler ihre Vorgehensweise nicht aufeinander abstimmen.
Technisch hat "WorldShift" seine Licht- und Schattenseiten. Einerseits sind die Locations stimmungsvoll ausgefallen, andererseits fallen beim nahen Heranzoomen die schwammigen Texturen auf. Die Kamera muss immer wieder manuell nachjustiert werden, weil Objekte wie Bäume oder Felsformationen die Sicht versperren. Immerhin: Selbst auf durchschnittlichen Rechnern lässt sich problemlos bei ordentlicher Performance spielen.
World Shift
Hersteller/Vertrieb | Black Sea Studios/Black Inc |
Genre | Strategie |
Plattform | PC |
Preis | ca. 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
In "WorldShift" bekommt der Spieler nichts geschenkt, sondern muss sich erst nach und nach die vielen Facetten der Spielmechanik mühsam erarbeiten. Wer jedoch nicht schon in den ersten Spielminuten die Flinte ins Online-Korn wirft und das Experimentieren als Bestandteil des Spielspaßes versteht, findet in diesem Titel langfristig ein reiches Betätigungsfeld. Alle anderen sollten abwarten, bis ein Update die zahlreichen Design-Schnitzer ausbügelt.