Der Hinweis auf dem Bildschirm ist kurz und kompromisslos: "Dieser Benutzer wird in wenigen Sekunden abgemeldet", steht in einem Fenster in der Bildschirmmitte. "Speichern Sie alle Dokumente, damit Ihre Arbeiten nicht verloren gehen." Daneben zählt eine Uhr rückwärts die Sekunden. Egal, ob noch Spiele laufen, ein Download oder ein Chat: Wenn die Uhr durchgelaufen ist, geht der Computer aus. Fertig. "Win-Timer" (20 Euro) heißt das Programm, das stets pünktlich abschaltet und sich auch mit Geheul und Generve zu keinen Extra-Minuten überreden lässt. Es ist nur eins von einer ganzen Reihe ähnlicher Produkte, die eine Art pädagogische Firewall für den PC sein wollen: Sie heißen zum Beispiel "Netintelligence" (70 Euro), "PC Safety-Kid" (45 Euro) oder "Kindersicherung 2007" (ab 30 Euro).
Dass immer mehr Eltern bereit sind, für so etwas Geld auszugeben, ist kein Wunder - kennen sie doch die Gefahren, denen Kinder am Computer ausgesetzt sind. 81 Prozent der 6- bis 13-Jährigen nutzen bereits regelmäßig einen PC und werden in ihrer Unerfahrenheit leicht Opfer von Viren oder Dialern. Manche lassen sich auf Chats mit Unbekannten ein, fallen auf betrügerische Mails herein oder löschen versehentlich Dateien - von den Gefahren des World Wide Web ganz zu schweigen, das angesichts der zahlreichen Porno- und Gewalt-Sites eigentlich "ab 18" sein müsste.
Anspruch und Wirklichkeit
Gegen all diese Probleme versprechen die elektronischen Kindersicherungen Schutz: Sie sperren Laufwerke, verweigern den Zugriff auf Papas Ballerspiele, schützen Verzeichnisse mit wichtigen Dokumenten, sperren Chat-Programme, filtern jugendgefährdende Websites und protokollieren darüber hinaus alle Aktivitäten am PC - je nachdem, wie die Eltern diese Software einstellen. Laut Werbung verhindern sie so, "dass der Nachwuchs stundenlang ein Onlinespiel meistert, anstatt sich um die Hausaufgaben zu kümmern" (Kindersicherung 2007), und ermöglichen "einen pädagogisch sinnvollen Einsatz des PCs" (Win-Timer). Doch schon nach kurzem Testen fällt auf, dass Anspruch und Wirklichkeit der Kinderschutz-Programme oft weit auseinanderklaffen. Besonders die Internetfilter sind fast immer mangelhaft: Die einen (Win-Timer) sind zu lasch und lassen nicht jugendfreie Seiten durch, die anderen (Netintelligence) sind zu streng - und sperren harmlose Kinderseiten gleich mit. Zudem ist es relativ leicht, die Schutzmaßnahmen zu umgehen: Wird der PC von einer DVD aus oder im "abgesicherten Modus" gestartet (durch Druck der Taste F8 beim Start), kann man die meisten Programme problemlos austricksen. Kein Wunder, dass solche Software in Tests regelmäßig durchfällt, zuletzt in "Computer-Bild", wo alle Programme durchgehend mit mangelhaft bewertet wurden.
Kein Ersatz für Aufsicht
Doch das ist ein überhartes Urteil. Zwar können sich Eltern tatsächlich nicht blind auf die Wirksamkeit von Kinderschutz-Software verlassen. Für kleinere Kinder kann sie jedoch durchaus nützlich sein: "Filter blockieren wenigstens einen Teil der problematischen Seiten", sagen zum Beispiel die Experten der Kinderschutz-Seite klicksafe.de, wenn sie auch "keinesfalls ein Ersatz für elterliche Aufsicht" seien. Besser dran sind die PC-Nutzer, die bereits auf die neue Windows-Version Vista umgestiegen sind. Unter dem Menüpunkt "Systemsteuerung" gibt es die neue Funktion "Jugendschutz", die leicht zu bedienen ist, einigermaßen zuverlässig funktioniert und schwierig zu knacken ist. Wenn die vorher vereinbarte Computernutzungszeit abgelaufen ist, fährt der Rechner ebenso erbarmungslos herunter wie beispielsweise beim Win-Timer.