Liebe stern-Leser!
Nach den schrecklichen Erfahrungen von zwei Weltkriegen gründeten die Siegermächte und 46 weitere Staaten 1945 die Vereinten Nationen. In der Präambel der Charta zeigten sie sich "fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die ... unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat". Sie verpflichteten sich, Konflikte möglichst mit friedlichen Mitteln zu lösen und andere Staaten nicht zu bedrohen oder gar anzugreifen.
Ausgerechnet die USA, die an der Bildung der Völkergemeinschaft entscheidenden Anteil hatten, treten diese Ziele und Grundsätze jetzt mit Füßen. Die stern-Korrespondenten Michael Streck und Jan-Christoph Wiechmann beobachteten in New York aus nächster Nähe, wie die Bush-Krieger im UN-Sicherheitsrat mit "Tricksen, Drohen, Schmieren" einen Freibrief für ihren Krieg gegen den Irak erzwingen wollen.
In einer vierteiligen Serie beschreiben wir außerdem die Geschichte der Vereinten Nationen: vom Völkerbund, den Italiens Diktator Benito Mussolini und Hitlers Nazi-Deutschland ruinierten, zur Weltregierung, die von Saddam Hussein ebenso wie von George W. Bush gerade auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird.
Auch von den anderen Brennpunkten liefern stern-Reporter diese Woche wieder Eindrücke, Bilder und Hintergründe: Andreas Albes schildert die letzten (friedlichen) Tage von Bagdad. Zusammen mit den Fotografen Yannis Kontos und Bruno Stevens recherchierte er zwei Wochen in der irakischen Hauptstadt - auf Schritt und Tritt verfolgt von "Dolmetschern" des Informationsministeriums, dessen Direktor dem stern vorwirft, immer nur negativ über Saddam Hussein zu berichten.
In Kuwait beobachten Reporter Uli Rauss und Fotograf Perry Kretz seit sieben Wochen die amerikanischen Kriegsvorbereitungen. Tag und Nacht begleiteten sie Soldaten bei ihren Wüstenmanövern, beim Häuserkampf mit Gasmaske und beim Morgendrill im Sandsturm. Ihre Reportage "Der Tod lauert in der Wüste" zeigt, dass die Marines es kaum erwarten können, bis ihr Präsident den Befehl zum Losschlagen gibt.
stern-Reporter Christoph Reuter und Fotograf Thomas Hegenbart sind weiter im Nordirak unterwegs, wo die Kurden von einem eigenen Staat träumen und zur Schlacht mit Türken und Islamisten rüsten.
Alle stern-Teams sind mit Schutzwesten und -helmen ausgerüstet, halten über Satellitentelefon ständig Kontakt mit der Redaktion. Sie wissen: Kein Bericht, kein Foto lohnt es, das Leben zu riskieren.
Herzlichst Ihr Thomas Osterkorn