Editorial Glaube, Seele, Hoffnung

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Mensch ist das einzige Lebewesen, das weiß, dass es sterben muss. Das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit macht Angst und wirft Fragen auf: Warum leben wir überhaupt? Was kommt danach? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wenn ja, wie sieht es aus?

Der Mensch ist auch das einzige Lebewesen, das den Glauben und die Hoffnung auf etwas kennt, das über unsere Natur hinausreicht. Und so verwundert es nicht, dass viele Weltreligionen versprechen, zumindest die Seele werde im Jenseits weiterexistieren: Christen, Juden und Muslime treten im Tod oder am Jüngsten Tag vor ihren Gott und verdienen sich ewige Glückseligkeit oder die Hölle. Asiatische Religionen dagegen kennen gar keine Seele wie wir im Westen. Vielmehr sind es eher kosmische Energien und die Folgen von Handlungen, die in einen Kreislauf von Wiedergeburten führen, an dessen Ende für Buddhisten Auflösung und ein Bleiben im Nirwana steht. Und sogar Menschen, denen Religion nichts bedeutet, hoffen zumeist, dass von ihnen etwas weiterlebt. Für unsere Titelgeschichte zum Osterfest, an dem die Christen die Auferstehung Jesu Christi feiern, besuchte stern-Reporter Frank Ochmann einen Ort, an dem es kein Verdrängen und Verleugnen der Menschheitsfragen geben kann. Im Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg-Rissen, wo Leben enden, die kaum begonnen haben, sprach er mit Angehörigen und Betreuern von todkranken Mädchen und Jungen. Mit diesen Eindrücken geht Frank Ochmann, studierter Theologe und Physiker, all den Fragen nach, die uns Menschen nicht loslassen (Seite 88).

Barack Obama hat auf seinem Gipfel-Marathon quer durch Europa eindrucksvoll gezeigt, was die Welt vom neuen US-Präsidenten zu erwarten hat: eine radikale Abkehr von der Ära Bush. Er will führen, aber er kann auch zuhören. Er räumt Amerikas Mitschuld an der Wirtschaftskrise ein, will Atomwaffen reduzieren und geht auf die islamische Welt zu. Unser USA-Korrespondent Giuseppe Di Grazia flog im Journalistentross des Präsidenten nach London, Straßburg, Baden-Baden, Prag, Ankara und Istanbul. Gemeinsam mit Ulrike Posche, die Angela Merkel in die tschechische Hauptstadt begleitete, beschreibt er Obamas Charmeoffensive (Seite 26).

Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn

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