Editorial Kein unbeschwertes Fest des Weltsports

Liebe stern-Leser!

Temperaturen um 30 Grad, Luftfeuchtigkeit bei über 80 Prozent, Wolkenbrüche und immer wieder der verdammte Smog - die Olympischen Spiele sind eine schweißtreibende Angelegenheit, für die mehr als 10.000 Sportler und ihre 15.000 Betreuer ebenso wie für die etwa gleich große Anzahl an Journalisten und Technikern. "Es herrscht bisher eine ruhige Atmosphäre in der Stadt, von besonderer Aufregung keine Spur", vermeldete stern-Redakteur Mathias Schneider, 38, Anfang dieser Woche. Als Journalist fühle man sich sicher, aber nicht unbedingt wohl. "Man weiß einfach, dass in China ein diktatorisches Regime an der Macht ist, das Angst vor Anschlägen hat und Angst vor Protesten", so Schneider. "Dieses Wissen trübt notgedrungen den Eindruck." Und so finden die Wettkämpfe zwar in nahezu perfekten Sportstätten statt, von einem unbeschwerten Fest des Weltsports aber kann keine Rede sein.

Schneider berichtet zusammen mit stern-Redakteur Christian Ewers, 36, China-Korrespondent Adrian Geiges, 47, und stern-Fotograf Harald Schmitt, 60, für uns von den Olympischen Spielen. Für diese Ausgabe verabredeten sie sich mit dem deutschen Basketball-Star Dirk Nowitzki, 30, und Handball- Weltmeister Christian Schwarzer, 38, zum Interview. Für Nowitzki sind es die ersten Olympischen Spiele, für Schwarzer bereits die vierten. Die beiden sind befreundet und fanden die Idee eines Doppelgesprächs spontan gut. Doch als das stern-Team, nach Absprache mit Verbandsfunktionären, vor dem olympischen Dorf stand, sagte die chinesische Security: "Sorry, no media." Der Deutsche Olympische Sportbund musste vermitteln, der Wachmann rief seinen Vorgesetzten an, ein hektischer Wortwechsel folgte, dann hieß es plötzlich: "Welcome to the Olympic Village." Hier schlägt das Herz der Spiele, hier wohnen die Sportler aus aller Welt in Apartments, es gibt einen Floristen, einen Friseur, eine Bank. Es ist eine kleine, abgeschlossene Welt, die das IOC schützt wie einen Goldschatz. Besucher müssen das Dorf am frühen Abend verlassen, fotografiert werden darf außerhalb eines Gebäudes gar nicht, wer sich nicht daran hält, fliegt raus. Aber reden, das darf man. Unser Interview - und die besten Bilder der ersten Olympia-Tage - finden Sie ab Seite 26.

Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn

print