Weltweit gibt es ungefähr 60 bewaffnete Konflikte. Afghanistan, Kolumbien, Tschetschenien oder Palästina - das sind Synonyme für Krieg und Gewalt. Wir sehen und lesen Tag für Tag, warum sich Menschen bis aufs Blut bekämpfen. Aber wie schafft man eigentlich Frieden? Diese Frage beschäftigt Michael Gleich, Jahrgang 60, mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftsjournalist und Buchautor, seit langem. Er gründete die gemeinnützige Stiftung "Peace Counts" und schickte freiwillige Reporterteams um die ganze Welt.
In 13 Kriegs- und Krisenregionen besuchten sie Menschen, die vor Ort an konkreten Lösungen arbeiten: engagiert, glaubwürdig und erfolgreich. "Das sind soziale Erfinder, und deren Erfindungen wollen wir einem breiten Publikum bekannt machen", sagt Michael Gleich. Der stern zeigt in dieser Ausgabe neun beeindruckende Beispiele. Alle Einnahmen aus Veröffentlichungen, auch das Honorar für die Fotos zum stern-Bericht, fließen in Friedensprojekte, zunächst in die des kolumbianischen Paters Presiga, der Dörfer armer Campesinos als waffenfreie "comunidades de paz" (Friedensgemeinden) organisiert und in Entführungsfällen zwischen Familien und Guerilla vermittelt.
Den Bericht über "Die Friedensengel" lesen Sie auf Seite 104.
Ein ungewöhnlicher
Telefonanruf erreichte das New Yorker stern-Büro am Dienstag vergangener Woche. Ein Mitarbeiter von US-Außenministerin Condoleezza Rice wollte wissen, ob der stern tatsächlich die Namen von Hintermännern und Drahtziehern des Attentates auf den libanesischen Ex-Premier Rafik Hariri bereits kenne und sie in seiner nächsten Ausgabe veröffentliche.
Hintergrund der Anfrage: Ein paar Stunden danach war die Chefin des Anrufers mit UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Essen verabredet. Bei dem informellen Treffen sollte es um den mit Spannung erwarteten Bericht des deutschen UN-Ermittlers Detlev Mehlis gehen, der aufzuklären versuchte, ob auch hochrangige syrische Geheimdienstleute in den Anschlag verwickelt waren. "Sie müssen unsere Neugier verstehen, wir wollen einfach vorbereitet sein und keine Überraschungen erleben", sagte der Beamte des State Department. Außenministerin Rice hatte für den Fall einer syrischen Verwicklung in den Anschlag dem Regime in Damaskus immer mit Sanktionen und Vergeltung gedroht.
Nach exklusiven Informationen des stern-Mitarbeiters und Terrorismus-Experten Oliver Schröm in der letzten Ausgabe (Nr. 43/2005: "Der Fall seines Lebens") waren an dem Attentat syrische Geheimdienstchefs beteiligt, darunter auch Asef Shawkat, der Schwager von Staatschef Baschar Assad. Nachrichtenagenturen verbreiteten die Vorabmeldung des stern rund um die Welt. Im Libanon unterbrachen Radio- und Fernsehstationen ihr Programm. Am nächsten Tag wurde auf den Titelseiten sämtlicher libanesischen Tageszeitungen wie auch von anderen Publikationen im arabischen Raum über die stern-Veröffentlichung berichtet: Die Enthüllung des deutschen Magazins sei eine Bombe, hieß es, und werde das syrische Regime zu Fall bringen. Auch westliche Medien griffen die Geschichte auf, und sogar bei der "New York Times" schaffte es der stern auf die Seite 1.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn