Die hohe Arbeitslosigkeit, das missmutige Geraunze in der Wirtschaftselite über die Reformunlust, der verheerende Armutsbericht - all das erschien der Union die richtige Melange, um auf Angriff umzuschalten. Endlich mal wieder ein paar Tage auf Augenhöhe mit Schröder! Merkel und Stoiber haben - immer das Wohl des Landes vor sich her tragend - eine Kanzler-Falle ausgeheckt, die sie für listig halten. Als Köder dient der "Pakt für Deutschland". Schröder soll danach schnappen und sich daran verschlucken. Allerdings - so leicht wird sich der Kanzler nicht ausspielen lassen. Einigt er sich mit den Unions-Oberen auf einen gemeinsamen Nenner, könnte er es sein, der den Lorbeer einheimst. Denn das Kleingedruckte, also welche Seite was genau durchsetzen konnte, interessiert den Wähler nicht mehr. So war es auch Ende 2003 nach der Nacht, in der Regierung und Opposition das Hartz-Paket besiegelten und sich der Kanzler als Reformgigant feiern ließ. Schröder braucht vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen dringend einen Image-Gewinn. Nicht nur er - die gesamte Regierungstruppe! Sein Vize Joschka Fischer kann die Visa-Affäre nicht abschütteln, das Antidiskriminierungsgesetz erntet mehr Spott als Begeisterung. Kurzum: Rot-Grün wirkt in diesen Tagen wie ein mattes Rudel Löwen, das unter einem Baum döst, aber schnell Beute machen müsste, damit die Schwächsten nicht schon bald verenden.
Wie zwischen Regierung und Opposition gibt es auch unter Experten konträre Meinungen über die Wirksamkeit von Reformen und Konjunkturspritzen. So führt beispielsweise für den einen Lohnzurückhaltung zum Ausfall der Konsumentennachfrage, für den anderen ist es genau das Rezept, Unternehmer zum Investieren zu stimulieren. Auf den Seiten 56 bis 63 streiten die Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn, eher ein Neoliberaler, und Gustav A. Horn, auf der Gewerkschaftsseite verortet, über die Themen des Arbeitsmarktgipfels. Von einem Konjunkturprogramm hält Sinn gar nichts: "Das wäre nur ein Strohfeuer. Wir brauchen aber Briketts für einen Dauerbrand."
Zwei Mal Gold,
zweimal Silber für den stern! Bei der Verleihung der "Lead Awards", Deutschlands renommiertem Preis für Zeitschriften und Mediengestaltung, gewannen Veröffentlichungen im stern in den Kategorien "Reportagebeitrag des Jahres" und "Foto des Jahres". Als beste Reportage wurde der Tsunami-Bericht "Mutter Erde, was tust du uns an?" ausgezeichnet (stern Nr. 1/2005). Das beste Foto gelang Brigitte Kraemer. Es zeigt einen beinamputierten Jungen im Friedensdorf Oberhausen. Dort werden kriegsversehrte Kinder aus der ganzen Welt gepflegt. Den zweiten Platz belegte Christopher Morris mit seinem Foto "Die drei von der Ranch". Freude auch bei NEON, dem vom stern herausgegebenen Monatsmagazin für junge Leserinnen und Leser. Die Redaktionsleiter Michael Ebert und Timm Klotzek nahmen eine Silbermedaille in der Kategorie "Newcomer des Jahres" mit nach Hause. Glückwunsch!
Herzlichst Ihr
Andreas Petzold