Sie suchen jemand, der Ihnen die Küche streicht? Sie wollen Ihre Kleiderschränke in die neue Wohnung schaffen lassen? Sie fahnden nach einer kompetenten Pflegekraft? Ganz gleich, was erledigt werden soll, zunächst müssen Sie einen passenden und bezahlbaren Helfer auftreiben. Ralph Hoffmann beispielsweise wollte ein paar schief und krumm gewachsene Bäume in seinem Vorgarten abholzen lassen. Der Landshuter, seit wenigen Monaten Besitzer eines Einfamilienhauses mit Garten, blätterte ratlos durch die seitenlangen Einträge im Branchenbuch, um es dann frustriert in die Ecke zu schmeißen: "Ich habe keine Lust, stundenlang am Telefon zu hängen - am Feierabend, wo ich eh kaum einen erreiche."
Also holte Hoffmann seine Kamera aus dem Schrank, fotografierte die Bäume, formulierte in ein paar Zeilen, was mit dem Gestrüpp zu geschehen habe, und stellte den Auftrag ins Netz, samt der Summe, die er höchstens ausgeben wollte. Blauarbeit.de, Undertool oder My-Ham mer.de heißen die Seiten, die Leuten wie Hoffmann besorgen, was sie brauchen: willige Helfer für günstiges Geld. Sie funktionieren nach dem E-Bay-Prinzip. Nur werden keine Fahrräder oder Möbel versteigert, sondern Malerarbeiten oder Schreinerdienste. Und geboten wird rückwärts. Den Auftrag erhält derjenige, der die Arbeit zum niedrigsten Preis erledigt.
Ralph Hoffmann bekam genau sieben Gebote für die Beseitigung seines Dschungels - Startpreis 600 Euro. Dann ging's abwärts, 549 Euro, 530 Euro - bezahlt hat er schließlich 400 Euro. Den Zuschlag erhielt ein Fachbetrieb aus der Nachbarschaft.
Rabatte bis zu 40 Prozent
Rabatte von 30 bis 40 Prozent gegenüber den Kostenvoranschlägen aus den Gelben Seiten sind bei My-Hammer keine Seltenheit. Der Grund: Viele Handwerksbetriebe erhöhen durch die Internetaufträge ihre Auslastung, Anfänger bauen sich einen Kundenstamm auf, zeitraubende Besichtigungstermine entfallen. Mit 10.000 laufenden Auktionen ist My-Hammer mit Abstand die größte Auftragsbörse im Internet. "Im Schnitt liegt der Auftragswert pro Auktion bei rund 1000 Euro", sagt Geschäftsführer Ingo Endemann, "unser wertvollster Auftrag, der Bau einer Solaranlage, lag aber immerhin bei 2,3 Millionen Euro."
Am Anfang von My-Hammer stand ein kaputter Zaun und ein unverschämter Kostenvoranschlag. Endemann, dem das Maschendrahtgeflecht gehörte, hätte vor lauter Wut über den ortsansässigen Schlosser am liebsten selbst mit Zange und Hammer Hand angelegt. Abends schrieb er sich seinen Frust während eines Internet-Chats von der Seele. Die Antworten kamen prompt und hatten eine verblüffende Botschaft. "Ich würde es Dir für die Hälfte machen", schrieb der Erste, "und ich noch billiger", der Zweite. Endemann dachte, daraus kann ein Geschäft werden. Der Mann, der Ende der 90er Jahre mit der Suchmaschine Abacho am Neuen Markt erst durchgestartet und anschließend abgestürzt war, machte sich umgehend an die Arbeit.
My-Hammer will an die Börse
Als die Seite schließlich im Sommer 2005 startete, war Endemann keineswegs der Erste. Doch mit ein paar Qualitätszugaben stieg das Internet-Auktionshaus innerhalb weniger Monate zum Marktführer auf. So können die Kunden beispielsweise Standards für potenzielle Auftragsunternehmen formulieren - etwa einen Meisterbetrieb mit mindestens vier Mitarbeitern fordern. Und bei der Bezahlung kann ein Treuhandservice genutzt werden.
In spätestens zwei Jahren soll My-Hammer an der Börse sein. "Eines Tages werden wir größer als E-Bay sein", sagt Endemann, und es hört sich so an, als ob der Neue Markt nie untergegangen wäre.