Bei uns früher... Oh nein, schon wieder ein Artikel, der mit der Floskel „Bei uns früher…“ einleitet. Manchmal kann ich verstehen, dass unsere Kinder sowas nicht mehr hören wollen. Was können sie denn auch dafür, dass ihnen Smartphones in die Wiege gelegt werden, die klassischen Sendezeiten ausgesorgt haben und Spielzeug überwiegend mit Batterie funktioniert? Dank eMail sterben auch die Briefmarken aus, die wir früher zum Großteil noch gesammelt, unter Wasserdampf abgelöst und in Alben gesteckt haben. Unsere Kinder können nichts dafür.
Zeiten ändern sich. Und somit auch Interessen und Freizeitbeschäftigungen der jüngsten Generation. Damit rücken plötzlich neue Marken in den Vordergrund. Hin und wieder begegnen uns jedoch Relikte unserer eigenen Kindheit im Nachrichten-Stream. Leider oft aus traurigem Anlass.
Kürzlich war zu lesen, dass die Marke Kettler den Insolvenzantrag gestellt hat. Das macht mich traurig, denn die lässigen Kettcars waren neben dem Bonanzarad immerhin eins der meistgewünschten Items unserer Generation. Wie cool waren damals die Vorschüler, die mit der metallenen Handbremse den Drift einleiten konnten? Der Hype um die Marke setzte sich mit dem Dreirad und später mit dem ersten Alurad fort. Und die meisten Home-Fitnessgeräte kamen ebenfalls von der deutschen Kultmarke aus dem sauerländischen Ense. Heute hoffen die 1.100 Mitarbeiter auf eine rettende Lösung.

Und was ist aus Märklin geworden? Schon 1859 gegründet hatte so ziemlich jedes Kind der 70er und 80er den blauen Trafo im Kinderzimmer an die metallenen Schienen angeschlossen. Es gab riesige Modelleisenbahn-Märkte zum Kauf und Verkauf von gebrauchtem Equipment. Ich selbst habe damals noch Lichter in die Personenwagen eingebaut, habe rangiert, angekoppelt, transportiert und stundenlang aufgebaut. Bis hin zu Bahnhöfen, Bergen voller Kunstmoos und Lokschuppen. 2010 ging dann in Göppingen fast das Licht aus. Aber dank eines pfiffigen Insolvenzverwalters und Michael Sieber von Simba-Dickie konnte die Marke gerettet werden.
Aber kann sowas langfristig gutgehen? Ändern sich nicht im Laufe der Generationen die Interessen und das damit verbundene Spielzeug? Klar, Lego, Playmobil und die Brio Bahn haben sich gehalten. Aber viele andere Spielsachen, die insbesondere für Outdoor-Aktivitäten oder Kreativität stehen, sind von der Bildfläche verschwunden. Wo ist das Big Wheel Dreirad? Wo ist Evel Knievel? Wo ist die Ritterburg? Wo ist der Monchichi? Wo sind Senso, Slime und das Supertrumpf-Quartett?
Ich bin sehr gespannt, an was sich unsere Kinder in ein paar Jahrzehnten erinnern werden…
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