Das Stillen eines Kindes ist schon lange keine Privatsache mehr. Egal, ob man nun selbst ein Kind oder auch nur Brüste hat - eine Meinung, wie lange, wie oft und ob überhaupt gestillt werden sollte, hat anscheinend jeder. Entscheidet sich eine Mutter dazu, nicht zu stillen, muss sie mit Anfeindungen rechnen. Nicht-stillen scheinen viele mit Kindesmissbrauch gleichzusetzen. Öffentliches Stillen ist aber auch nicht jedem recht, besonders in den USA entbrennt alle paar Monate wieder eine hitzige Diskussion darüber, wie viel nackte Haut okay ist.
Maha Al Musa ist Mutter dreier Kinder und setzt sich dafür ein, dass jede Frau selbst entscheiden darf, ob und wie lange sie ihren Nachwuchs stillt. Die Australierin gibt ihrer Tochter noch immer die Brust - auch wenn diese bereits sechs Jahre alt ist. In Deutschland werden Babys im Durchschnitt sieben Monate gestillt. Allgemeine Aussagen dazu, wie lange eine Frau stillen sollte, gibt es nicht. Mal wird empfohlen, sechs Monate ausschließlich zu stillen, mal sind es nur fünf Monate. Doch dass ein Kind, das bereits zur Schule geht und normale Nahrung zu sich nimmt, noch gestillt wird, kommt sehr selten vor.
"Mama Milch!"
Für Aminah jedoch ist es ganz normal. "Es schmeckt immer anders", erzählt die Tochter von Maha Al Musa der australischen Zeitschrift "Woman's Day". "Manchmal schmeckt es nach Zuckerstangen." Neben zur Schule zu gehen ist das Gestillt werden Aminahs liebster Zeitvertreib. Ihre Mutter ist der Meinung, dass die gemeinsame Zeit ihre Bindung stärkt. Sie will erst mit dem Stillen aufhören, wenn Aminah nicht mehr danach fragt. Im Moment gibt sie ihrer Tochter meist einmal morgens und einmal abends die Brust, manchmal aber auch mittags nach der Schule. "Egal was ich gerade tue, wenn sie 'Mama Milch' sagt, stille ich sie. Für uns ist das ganz normal und nichts Besonderes", sagt die 52-Jährige.
Doch das sehen nicht alle Menschen so. Auf ihrer Facebookseite, wo Al Musa Fotos von sich und ihrer Tochter beim Stillen zeigt, schlägt der Mutter neben Bewunderung auch viel Hass entgegen. Die Worte "widerlich", "abartig" und "eklig" sind häufig zu lesen. Auch wenn das lange Stillen keine negativen Auswirkungen auf Aminahs Gesundheit hat, vermuten viele Kritiker, dass das Mädchen sich nur schwer von ihrer Mutter wird abnabeln können. Auch die Beziehungen zu anderen Menschen, wie dem Vater, könnten durchs Stillen verkompliziert werden.
Noch mindestens zwei Jahre
Doch Aminah ist noch lange nicht bereit, auf die Brüste ihrer Mutter zu verzichten. Mit acht Jahren könnte sie sich vorstellen, mit dem Stillen aufzuhören, aber nicht vorher, sagte die Sechsjährige dem Magazin "Woman's Day".
Maha Al Musa befeuert übrigens noch eine weitere Debatte, die von Eltern und Nicht-Eltern erbittert geführt wird: Da sie davon überzeugt ist, ihre Tochter durchs Stillen mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen, hat sie Aminah nicht impfen lassen …