Ich liebe es, neue Klamotten für meinen Sohn zu kaufen! Seit er auf der Welt ist, gebe ich deutlich mehr Geld für seine als für meine Kleidung aus. Schon als Baby habe ich ihn in einen dunkelblauen Dufflecoat gesteckt. Ich fand es wahnsinnig niedlich. Mein Mann vor allem unpraktisch.
Mittlerweile ist mein Sohn dreieinhalb Jahre alt und sucht sich gern selbst aus, was er anzieht. Das führt fast täglich zu Diskussionen. Denn während ich alles bevorzuge, was möglichst neutral ist, liebt mein Sohn es bunt. Ein T-Shirt ohne rülpsende Drachen, fliegende Autos oder tanzende Affen ist für ihn nur schwer akzeptabel. Wenn ich ihm doch einmal eins ohne Motiv überstreife, denkt er, es sei falsch herum.
Natürlich soll mein Kind farbenfrohe, kindgerechte Kleidung tragen und nicht als trister Trauerkloß herumlaufen. Aber wenn es nach dem Willen meines Sohnes ginge, würde er Tag für Tag, von morgens bis abends nur ein und dasselbe T-Shirt anziehen.
Ein kleines Merchandise-Monster
Das Lieblings-Shirt meines Sohnes war mal knallrot, mittlerweile ist es verwaschen und viel zu kurz. Auf der Brust prangt der lachende Lightning McQueen, Hauptfigur aus dem Disney-Streifen "Cars". Mein Sohn hat den Film noch nie gesehen, er kennt nur das Buch. Aber allein das reicht, um ihn in ein kleines Merchandise-Monster zu verwandeln. Wenn er das grinsende Auto sieht, reagiert er wie der pawlowsche Hund auf die Glocke: haben, haben, haben. Wir besitzen Schuhe, Unterhosen, Schlafanzüge und T-Shirts mit dem roten Renner. Wohlgemerkt, das kommt alles von den Großeltern, weil der Kleine es doch so gern mag. Ich selbst habe nichts davon gekauft und weigere mich, ihm das T-Shirt tagtäglich anzuziehen.
Deshalb bin ich mittlerweile an dem Punkt angekommen, die Lieblings-Klamotte meines Sohnes zu verstecken. Ganz unten in der Tonne, damit es bloß nicht direkt in der nächsten Waschladung landet. Meinem Sohn kann ich dann sagen: "Ist noch nicht gewaschen." Oder noch besser: "Ich weiß auch nicht, wo es gerade liegt." Im Notfall packe ich es nach ganz hinten in den Schrank, sodass er die rote Farbe bloß nicht beim ersten Öffnen direkt sieht.
Okay, ich mache Ausnahmen
Hin und wieder muss ich dann doch nachgeben, wenn er es auf dem Wäscheständer entdeckt und am liebsten direkt nass überstreifen möchte. Oder wenn er Fotos von sich sieht, auf denen er sein Lieblings-Shirt trägt. Dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Wo ist das Ding eigentlich? Her damit! Sofort!
Dass er nun bald aus dem roten T-Shirt herausgewachsen sein wird, ist nur ein schwacher Trost. In einigen Wochen werden wir unseren Urlaub bei den Großeltern verbringen. Dann kaufen sie ihm garantiert ein neues.
stern-Redakteurin Julia Kepenek ist Mutter eines dreijährigen Sohnes, der gern selbst bestimmt, was in seinen Kleiderschrank kommt - und sei es eine Feuerwehruniform.