"Ich bin schwul und das ist gut so!" Seinem legendären Bekenntnis zum Amtsantritt vor zwei Jahren ließ Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) neue Taten folgen und führte demonstrativ die 25. Homosexuellen-Parade zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin an. Das war eine Premiere in der Geschichte der größten CSD-Parade der Republik, die von Jahr zu Jahr mehr Prominenz und Zuschauer anzieht und am Sonnabend nach Veranstalterangaben 600.000 Zuschauer an die Paradestrecke lockte.
CSD-Toleranzpreis für Alice Schwarzer
Die Polizei sprach zunächst von mehreren Hunderttausend Menschen. Diesmal waren unter anderem auch die Grünen-Politiker Claudia Roth und Hans-Christian Ströbele beim Umzug dabei. Zum Abschluss stand am Abend die Verleihung des CSD-Toleranzpreises unter anderem an die Feministin Alice Schwarzer auf dem Programm. Berlin gilt als eine Hochburg der Homosexuellen in Europa.
"We love Wowi"
Mit einem rosa Teddybärchen und roten Rosen in der Hand genoss der "Regierende" das Bad in der fröhlich tanzenden Menge, die ihn auf vielfältige Art Reverenz erwies. Ein Mann hatte sich auf seine braune Brust das Bekenntnis "We love Wowi!" gemalt.
Der warf, auf einem Wagen eingerahmt von viel nackter Haut sowie seinem Lebensgefährten Jörn Kubicki und der gekrönten "CSD-Hoheit 2003", immer wieder Handküsschen in die Zuschauermenge und rief die Homosexuellen dazu auf, "sich nicht mehr zu verstecken". Dabei sprach er auch Politiker und "Kollegen" an und ließ auch nicht unerwähnt, dass er immer noch Schmähbriefe erhält. "Aber Berlin ist eine weltoffene Stadt und hier kann jeder nach seiner Fasson selig werden", rief Wowereit. Die 25. Berliner CSD-Parade stand unter dem Motto "Akzeptanz statt Toleranz!"
Szene-Clubs sind für den Ansturm gerüstet
Bei strahlendem Sonnenschein zogen die meist fantasievoll geschmückten 60 Wagen vom Kurfürstendamm über den Potsdamer Platz und das Brandenburger Tor bis zur Siegessäule, wo noch bis spät in die Nacht gefeiert und getanzt werden sollte. Auch hatten die zahlreichen Szene-Clubs der Hauptstadt für die Nacht zum "Großeinsatz" gerüstet. Sogar die Geschäfte an der Paradestrecke luden erstmals zum "Pride Shopping" bis um Mitternacht ein.
Vielfalt an Losungen
Die Palette der Kostümierungen der Lesben und Schwulen war auch in diesem Jahr wieder so bunt wie die Regenbogenfahne der internationalen Homosexuellen-Bewegung, die der Parade vorangetragen wurde. Zu sehen waren Rauschgoldengel, "Matrosen" und "Masseure" sowie halb nackte "Polizisten" im strammen Lederdress. Die obligatorischen Federboas und Pfauenfedern oder Paillettenkleider fehlten nicht, auch viele barbusige weibliche Schönheiten waren zu sehen. Auf Transparenten stand unter anderem "Für einen anderen Verkehr", "Offen schwule Lehrer sind ein Vorbild", "Herr Schröder: Agenda 2003: Antidiskriminierungsgesetz" oder "Keine weiteren Kürzungen im Aids-Bereich".
Homosexuelle in aller Welt erinnern mit ihren Paraden zum Christopher Street Day alljährlich im Frühsommer an einen Polizeieinsatz gegen einschlägige Szenelokale in New York im Juni 1969. Beim ersten Berliner CSD-Umzug 1979 waren 400 zum Teil aus Angst vor Verfolgung noch maskierte Teilnehmer gezählt worden.
Proteste in Zagreb gegen Diskriminierung
Mehrere hundert Homosexuelle beider Geschlechter haben am Samstag in der kroatischen Hauptstadt Zagreb gegen Diskriminierung protestiert. Sie zogen Medienberichten zufolge unter starkem Polizeischutz durch die Innenstadt, während zahlreiche Zuschauer sie ausbuhten und beleidigten.