Wer einen gestählten Adoniskörper hat, zeigt ihn wahrscheinlich auch gerne. Diesen Umstand hat sich Oliver Sell, ehemaliger Sportstudent, zunutze gemacht und ein Projekt gestartet: einen Akt-Kalender mit Sportstudierenden. Darin zu sehen: viel nackte Haut und viele Muskeln, von denen Durchschnittsmenschen gar nicht ahnen, dass man sie haben könnte.
Die Erlöse aus dem Kalenderverkauf kommen sozialen Projekten zugute. Dieses Jahr unterstützen die nackten Studierenden etwa einen Verein, der sich für Kinder mit Down-Syndrom einsetzt. Die Aktmodelle werden nicht bezahlt, sie ziehen sozusagen ehrenamtlich blank. Und auch Organisator Sell, der heute als Lehrer arbeitet, zieht keinen wirtschaftlichen Nutzen aus dem Projekt.
2018 hatten er und ein paar Kommilitonen die Idee, mit Aktkalendern wohltätige Organisationen zu unterstützen. "Gerade am Anfang war es schwierig, auch Frauen dafür zu gewinnen", gibt er zu. "Mittlerweile wissen alle, dass wir hier keinen Pirelli-Kalender machen, sondern ästhetische Aktfotos."
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Dieses Jahr erreichten ihn aber über 50 Bewerbungen; die meisten davon sind von Studentinnen. Sportstudierende aus ganz Deutschland reichen als Teil ihrer Bewerbung Ideen für Posen ein: dribbelnd beim Basketball, hoppelnd beim Hobbyhorsing oder voller Körperspannung in akrobatischen Figuren.
Die Ideen erreichen Sell ganz ohne Fotos, nur als Beschreibungen. Falls die Pose noch nicht in früheren Kalenderausgaben fotografiert wurde und sich umsetzen lässt, lädt er die Studierenden für ein Wochenende in eine Turnhalle ein. Dort sieht der Organisator und der Fotograf die Models zum ersten Mal.
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"Uns wurde mal vorgeworfen, dass wir nur die nehmen, die gut aussehen", sagt Sell. "Aber das ist einfach Quatsch. Wir wählen die Models blind aus. Und wir bilden jede Körperform ab – die von Kugelstoßern, aber auch die von Turnerinnen. Dass Sportstudierende sportlich aussehen, kann man uns nicht vorwerfen." Und weil die Körper bereits ästhetisch sind, müsse man mit Photoshop gar nicht nachhelfen: "Wir photoshoppen, wenn überhaupt, nur den Hintergrund, damit er einheitlich aussieht. Sonst nichts."
Aber wie läuft so ein Shooting-Wochenende ab? Nach einer Kennenlernrunde ziehen sich alle aus. Die Halle wird abgedunkelt. Dann gibt es ein Gruppenshooting zur Auflockerung. Schämt sich da niemand, Herr Sell? "Nein, gar nicht."