1974 erhielt Thomas Hoepker als erster westdeutscher Fotograf die offizielle Erlaubnis, in der DDR zu arbeiten. Er zog nach Ost-Berlin und bereiste von dort aus das Land. Gemeinsam mit seiner damaligen Frau, der Journalistin Eva Windmöller, berichtete er für den stern aus dem "Arbeiter- und Bauernstaat". Offiziell unbehelligt von der Stasi, allerdings bekam das Paar die Anwesenheit der DDR-Autoritäten immer wieder zu spüren.
In einer Zeit, in der die Dokumentation des Lebens in der DDR weitgehend unter staatlicher Kontrolle stand, gelang es Hoepker, ein authentisches Bild des Landes zu zeichnen – eines, das jenseits offizieller Propaganda die Realität der Menschen sichtbar macht. Seine Aufnahmen dokumentieren sowohl Alltagsmomente als auch die historischen Brüche der Wendezeit. Ganz normale Menschen ebenso wie Stars und Künstler.
Und mit dem Voranschreiten der Zeit wurde Thomas Hoepker auch zu einem Chronisten des langsamen Verschwindens der DDR.
Leben in der DDR – so war es wirklich
Hoepkers Farbfotografien, entstanden zwischen den frühen 1970er Jahren und 1990, zeigen das Leben in der DDR mit Empathie, Genauigkeit und Hoepkers charakteristischem Humor. Das gefiel den Staatsorganen nicht immer – und auch, wenn Hoepker seine Arbeit verrichten durfte, ließ man ihn wissen, dass man ihn stets im Blick hatte. "Während ich auf Drohgebärden jeder Art eher defensiv reagiere, legt sich Thomas Hoepker, wenn irgend möglich, mit uniformierten DDR-Organen an", erinnert sich seine damalige Frau und Kollegin Eva Windmöller.
Sein Bildband "DDR / East Germany Colour Works 1972 – 1990" (Verlag Buchkunst Berlin, 288 S., 58 Euro) versammelt nun 145 Farbfotos, von denen viele hier erstmals veröffentlicht werden, und eröffnet einen Blick auf den Alltag im "anderen Deutschland". Begleitet wird der Band von einem Essay des Liedermachers und Lyrikers Wolf Biermann.
Die Fotografien von Thomas Hoepker sind zudem noch bis zum 28. Februar 2026 in einer Ausstellung in der Galerie Buchkunst (Oranienburger Str. 27) in Berlin zu sehen.