Sie soll das neue Wahrzeichen der Stadt Hamburg werden: die Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A in der Hafencity. Ein Konzerthaus mit Weltformat - wie die Disney Hall in Los Angeles oder die Carnegie Hall in New York. Kurz nach ihrem Amtsantritt im Frühjahr 2004 hatte Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) ihr Lieblingsthema gefunden. Das spektakuläre Gebäude aus Glas mit dem wellenförmigen Dach nach den Plänen der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron soll eine "Herzensangelegenheit" aller Hamburger werden. An diesem Mittwoch entscheidet die Bürgerschaft über das Prestigeobjekt, das bis 2009 fertig gestellt sein soll.
"Die Elbphilharmonie wird ein kultureller Magnet von internationaler Strahlkraft", ist sich von Welck sicher. Der futuristische Glasbau auf dem alten Kakaospeicher, in dem auch ein Hotel und Appartements entstehen sollen, kostet samt Sanierung des Gebäudes 186 Millionen Euro. Davon will die Stadt 77 Millionen Euro beisteuern, 74 Millionen Euro sollen von einem Investor kommen und 35 Millionen Euro durch Spenden. Ebenso imposant wie das Äußere soll auch das Innere des Konzertsaals werden: Ähnlich wie in der Berliner Philharmonie sitzen die rund 2200 Zuschauer in geschwungenen Reihen um das Orchester herum. Das akustische Konzept stammt von dem Japaner Yasuhisa Toyota, der bereits für die Disney Hall sein Talent bewies.
Private Spenden in Millionenhöhe
Die Chancen stehen gut, dass die Abgeordneten für das ehrgeizige Projekt stimmen werden. CDU und GAL haben bereits ihre Zustimmung signalisiert, die oppositionelle SPD wird sich wohl enthalten. Damit steht dem Zukunftsprojekt nichts mehr im Wege, denn die größte Hürde wurde bereits vor ein paar Wochen genommen: Ende August entschied sich das Unternehmerpaar Helmut und Hannelore Greve, 30 Millionen Euro für die Elbphilharmonie zu spenden. Damit hatten die Planer auf einen Schlag fast die gesamte Summe beisammen, die durch Spenden und Sponsoren aufgebracht werden sollte.
"Das ist einmalig für Hamburg. Und einmalig in Deutschland", schwärmt nicht nur die Kultursenatorin. So viel Geld - zu den 30 Millionen Euro der Greves kamen noch 10 Millionen Euro von Versandhauschef Michael Otto hinzu - wurde noch nie für ein Kulturprojekt gesammelt - die Dresdner Frauenkirche, die als nationales Projekt vermarktet wurde, einmal ausgenommen. Die SPD hofft nun, den städtischen Anteil von 77 Millionen Euro noch weiter zu reduzieren. Doch die Planungen der Kulturbehörde gehen in eine andere Richtung: Zusätzliche Spenden sollen in die Stiftung Elbphilharmonie fließen, die den Betriebskostenzuschuss von 3,6 Millionen Euro im Jahr finanzieren soll.
Denn der Knackpunkt bei einem Projekt dieser Größenordnung ist nicht der Bau - auch wenn der auf dem ehemaligen Kakaospeicher nicht unkompliziert ist -, sondern der Spielbetrieb des Hauses, da sind sich die Experten einig. Ist die Musikbegeisterung in der Stadt und die internationale Ausstrahlung groß genug, um den großen Saal zu füllen und auch noch Publikum in die alte Laeiszhalle zu locken? Und wie sieht es mit den Konzertangeboten aus? Hier hat Hamburg noch viel Nachholbedarf. Bis Mitte 2006 soll ein Generalintendant für beide Häuser gefunden werden. Auch von seinem Renommee wird es abhängen, ob die Elbphilharmonie ein Erfolg wird oder nicht.
Carola Große-Wilde/DPA