Klar, man könnte sich auch selbst dransetzen, selbst herausfinden, wo es sehr guten Wein zu einem sehr günstigen Preis gibt. Eigentlich ganz einfach, man braucht dafür nur etwas Zeit, besser noch: viel Zeit, zudem ordentlich Ahnung von Riesling, Merlot und Cabernet … und dann könnt's losgehen. Erst die Publikationen der internationalen Weinkritik durchforsten - "Wine Spectator", "Guide Hachette", "Gambero Rosso" oder "Falstaff " - und anschließend über diverse Wein-Suchmaschinen die besten Einkaufsquellen finden. Hilfreich können da die Websites von Händlern sein, nicht leicht ist es allerdings, die seriösen Adressen von der reichlichen Spreu zu trennen.
Hm… Doch nicht so einfach das alles? Dann vielleicht doch einmal bei Tobias Treppenhauer vorbeischauen, der im Internet als "Weinlakai" dienert. Mit Fünftagebart und kragenlangem Haar sieht der 32-Jährige aus Mönchengladbach noch aus wie ein netter Student, doch er ist bereits seit geraumer Zeit topfit in Sachen Medien, Marketing und Kommunikation. Zum Broterwerb betreibt er in Düsseldorf die Agentur "Gute Werbung - Böse Werbung", zum Vergnügen aber beschäftigt er sich mit Weinen.
Eines Tages suchte er im Internet - da sucht er gern und viel - nach einer edlen und dennoch bezahlbaren Flasche. "Dabei stieß ich auf einen ziemlich chaotischen Markt", erzählt Treppenhauer. Verwundert war er nicht, wusste er doch, dass Wein nun mal das Vielfältigste aller Genussmittel ist. "Da kann ein Angebot nicht einfach strukturiert sein." Ihn reizte es, den Wirrwarr zu sichten, er folgte den verschlungenen Wegen des Handels und stieß so auf erstaunliche Unterschiede bei den Preisen. Im Laufe der Zeit lernte er eine Menge Neues über sein Hobby. Ein ausgewiesener Weinkenner sei er deshalb aber noch lange nicht, stellt Treppenhauer klar.
Die Idee, die Ergebnisse seiner Weinforschungen auch anderen Menschen zugänglich zu machen, kam ihm bei einem feuchtfröhlichen Abend mit Freunden. Ein Name war rasch gefunden: Weinlakai. Wer die Adresse im Internet anklickt, findet eine Reihe sorgfältig ausgewählter Tropfen aus aller Welt samt eingehender Beschreibung, Kommentaren der internationalen Weinkritik sowie Hinweisen auf die günstigsten Bezugsquellen. Einer eigenen Meinung enthält sich Treppenhauer weitestgehend, er will neutral bleiben. "Ich bin so etwas wie eine auf gute Weine spezialisierte Nachrichtenagentur", sagt er.
Der Lakai kümmert sich um Weine aus Alter und Neuer Welt, auch Erzeugnisse aus einem Land wie dem Libanon finden sich beim ihm. Ein Beispiel seiner Sucharbeit? Einst entdeckte Treppenhauer den 2005er Château Puygueraud aus der wenig bekannten Bordeaux-Unterregion Côtes de Francs; gleich drei Newsletter lobten diesen charaktervollen Schluck: "Wine Advocate", "Wine Spectator" und "International Wine Cellar". Nach einigem Forschen fand er einen deutschen Händler, der den Stoff zu 14,90 Euro anbot - zu einiger Weinfreunde Freud, zu anderer Leid: Die Vorräte waren rasch vergriffen.
Aber Treppenhauer liefert ständig Nachschub, ständig neue Entdeckungen. Seit drei Monaten ist er im Internet aktiv, und obwohl seine Seite nicht beworben wird, gehört sie zu den am meisten angeklickten Blogs bei stern.de. Die Interessenten sparen nicht mit Kommentaren, die meisten freundlicher Natur. Tobias Treppenhauer verdient nichts mit seiner hilfreichen Einrichtung, "das ist ein Hobby", sagt er. Vorerst jedenfalls. Vielleicht verschafft es ihm irgendwann mal ein Taschengeld. Dann könnte er mittels weiterer Flaschen seine Kenntnisse vertiefen.