Nach dem Tod der Afghanin Maryam H. Psychologe über sogenannte "Ehrenmörder": "Sie stehen zu der Tat, obwohl sie wissen, dass sie falsch war"

Mord an Maryam H.
13. Juli 2021, Berlin, Bahnhof Südkreuz: Zwei Brüder tragen einen schwarzen Koffer. Darin, vermuten Ermittler: ihre tote Schwester
Weil sie ihre Schwester aus "gekränkter Ehre" ermordet haben sollen, beginnt in Berlin ein Prozess gegen zwei junge Männer. Jan Ilhan Kizilhan hat Männer begutachtet, die aus solchen Motiven töteten. Und versucht, das Unbegreifliche zu erklären.

Herr Kizilhan, vergangenen August wurde der Leichnam der 34-jährigen Afghanin Maryam H. gefunden. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft den Brüdern vor, sie für ihre "westliche Lebensweise" bestraft zu haben. Was hat dieser Tod  in ihnen ausgelöst?
Erschrecken. Aber leider keine Überraschung.

Wie meinen Sie das?
Durch meine Forschung, aber auch durch meine Erfahrung als Gutachter weiß ich, dass wir uns noch einige Zeit mit diesen sogenannten Ehrenmorden beschäftigen müssen. Weil immer wieder Menschen aus Kulturen nach Deutschland kommen, in denen aus geglaubter Normen- und Werteverletzungen getötet wird. Da sind Konflikte zu erwarten.